Bankenkrise

„Witzischkeit kennt keine Grenzen, Witzischkeit kennt kein Pardon“ – in Köln gilt das natürlich nicht nur für den 11.11. Wenn in der Kölner Tageszeitung von einer „Bankenkrise“ die Rede ist, bedeutet das nicht etwa, daß ein Geldinstitut in Zahlungsnot gerät, sondern es handelt sich um einen Streit um Bänke, Straßenbänke, genau gesagt.

Seit über fünf Jahren gibt es in der Innenstadt an einigen markanten Stellen keine Bänke mehr, was besonders in der Schildergasse auffällt, eine der höchstfrequentierten Einkaufsstraßen Deutschlands. Man hatte sie für den Rosenmontagszug abgeschraubt und sollte sie eigentlich wieder anschrauben, aber weil andauernd Rosenmontag ist, war man es leid, immer diese lästige Schrauberei, wieviel Arbeit das macht, also warf man sie kurzerhand weg.

Nach einem Jahr fiel das jemandem aus der Bezirksverwaltung Innenstadt auf, und man beschloß, neue Bänke aufzustellen. Zwei weitere Jahre dauerte es, vier Probebänke nebeneinander aufzustellen, damit die damit befaßten Damen und Herren Sitzvergleiche machen konnten. Man einigte sich halbherzig, und der Verwaltungsmensch sagte eine schnelle Umsetzung zu – und wechselte seinen Arbeitsplatz. Wenn in der Stadtverwaltung Aufgaben verwaisen, kommen sie erstmal in ein Aufgabenwaisenhaus, wo schon ganz viele andere sind. Der neue Mitarbeiter wird natürlich eingestellt mit der Erwartung, sich engagiert neuen Aufgaben zu stellen – mit der Betonung auf „neuen“.

Irgendwann fragt dann doch mal jemand nach. Es zeigt sich, daß dem Baudezernenten das ausgewählte Modell nicht mehr gefällt, er hat ein anderes im Blick, von dem flugs zwei Exemplare zur Probe aufgestellt werden (s.o.). Der Gestaltungsbeirat (der nichts zu sagen hat und nur Empfehlungen aussprechen darf) stimmt dem Dezernenten zu. Die Bezirksvertretung fühlt sich düpiert und ist empört: Ist das etwa Demokratie? Jetzt erst recht! „Wir bleiben bei unserer Wahl, auch um uns als politisches Gremium zu legitimieren,“ heißt es aus Bezirksvertretungskreisen – mit anderen Worten: Selbst wenn andere Modelle besser sind, hier geht’s jetzt ums Prinzip!

Inzwischen sind über fünf Jahre vergangen. Nun stellt die Stadtverwaltung fest, daß das von der Bezirksvertretung favorisierte Modell „Urbanis“, im Gegensatz zum vom Dezernenten bevorzugten Modell „Landi“, einbetoniert werden muß. Das heißt: Man kann die Bänke auf der Schildergasse zu Rosenmontag nicht abmontieren, und dann kommen die Karnevalswagen nicht mehr durch. Macht nichts, sagt man in der Bezirksvertretung, dann stellen wir sie eben in den Nebenstraßen auf!

Ich fasse zusammen: Die Bänke, die man in der Schildergasse so nötig braucht, damit die Passanten auch mal ausruhen können, ohne dafür gleich einen Kaffee bestellen zu müssen, werden nach einer Planungsphase von über fünf Jahren endlich installiert – allerdings nicht in der Schildergasse, sondern versteckt in Nebenstraßen.

Diese Stadt erstaunt mich immer wieder.

(„Dummheit kennt keine Grenzen *summ summ* Dummheit kennt kein Pardon“)

8 Gedanken zu “Bankenkrise

  1. nevertheless13

    da hat man nun vor jahren vier bänke weggeworfen, weil sie die strasse verengen, um nach fünf jahren neue und wohl auch teurere erneut anzuschaffen, um sie in der nebenstrasse aufzustellen.
    was für deppen arbeiten in köln in der stadtverwaltung? das hätte man vor jahren schon mit den vier bänken machen können, wenn man den grips dazu hätte.
    sorry, aber diese geldverschwendung regt mich auf.

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    1. Videbitis

      Man hat sogar noch viel mehr Bänke weggeworfen (die genaue Anzahl wird sicherheitshalber nicht verraten), die vier oben sind nur Muster zum Probesitzen. Aber egal, Du hast so oder so recht: Deppen, Geldverschwendung.

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  2. Dieser Artikel ist nachträglich ein schönes Geburtstagsgeschenk für mich und könnte es einen „närrischeren“ Beitrag zu diesem Tag in Köln geben? Der Irr-sinn in der Bürokratie, lauter Narren auch ohne Karneval….. und die gibt es nicht nur in Köln -:)) Bankenkrise wohin man schaut -:)))

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  3. Dankeschön! mit dem 11.11. als Geburtsdatum kommt man selbst schon etwas närrisch auf die Welt, obwohl Karneval, Fasching anno dazumal im Harz fast unbekannt war und ich mein Entstehungsdatum eher den kalten Füßen im Februar zu verdanken habe als närrischen Umtrieben -:)))

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