Urlaub im Schwarzwald (10): Freiburg (2)

Vor sechs Jahren habe ich das Bild schon einemal gezeigt, und so …

… sieht es da heute aus. Seht ihr den Unterschied? Was? Auf dem zweiten läuft inzwischen eine Frau? Nein, der Mohr ist verschwunden, entweder er ist der political correctness zum Opfer gefallen, oder die Kaffeesorte hat gewechselt.

Hier wohnte in seinen späten Lebensjahren der humanistische Gelehrte Erasmus von Rotterdam. Mit 73 mußte er vor den Reformatoren in Basel fliehen und kaufte sich hier ein Haus. Wie es heißt, verstanden Erasmus und die Freiburger sich nicht gut. Der Gelehrte korrespondierte mit allen Geistesgrößen Europas, verkehrte an Königshöfen und war weithin geachtet – und mußte sich nun in diesem provinziellen Kaff zurechtfinden, das um 1500 nicht mehr als 6.000 Einwohner zählte. Er schrieb über seine neue Heimat: „Hier herrscht große Unreinlichkeit. Durch alle Straßen läuft ein künstlich geführter Bach. Dieser nimmt die blutigen Säfte von Fleischern und Metzgern auf, den Gestank aller Küchen, den Schmutz aller Häuser, das Erbrochene und den Harn aller, ja sogar die Fäkalien von denen, die zuhause keine Latrine haben. Mit diesem Wasser werden die Leintücher gewaschen, die Weingläser gereinigt, ja sogar die Kochtöpfe!“(Wikipedia)

Auch heute sollte man das Wasser nicht trinken, aber das versteht sich ja von selbst.

An Erasmus‘ Haus hängt ein Wasserspeier, der eine bestimmte Krankheit abwehren sollte.

Ganz anders dieser Wasserspeier am Freiburger Münster, über den mehrere Geschichten erzählt werden: In der einen stellt er einen Armen dar, der von einem Reichen kein Almosen bekam, in einer anderen wollte ein Steinmetz einem Bürger, der ihm die Hand seiner Tochter verwehrt hatte, zeigen, was er von ihm hielt.

„Das Krokodil … sieht euch und uns und denkt sich viel,“ steht da in einem Gedicht. Aha. Solange es nicht beißt …

Viele kleine Läden gibt es in den Gassen, natürlich für die Touristen …

… aber auch für die und dank der vielen Studenten, die die Stadtatmosphäre beleben – manchmal sehr zum Verdruß der anderen Bewohner: Hier am Augustinerplatz treffen sich Studenten bei gutem Wetter bis in die Nacht hinein, bringen günstiges Essen und Flaschenbier mit und produzieren Lärm. Solche städtischen Problemzonen kenne ich auch aus Köln und Berlin.

Nicht jeder kann sich eben leisten, in einer der zahlreichen Gaststätten sein Geld zu lassen. Die Studierenden, die man hier trifft, gehören zur Bedienung.

Sudierende der Geisteswissenschaften antworten auf die Frage, was sie denn mal machen wollen, gern: „Irgendwas mit Medien.“ Hier hat es jemand mal auf den Punkt gebracht.

Ein Gastro-Tipp: Hier, beim Inder in der Konviktstr., hat es uns so gut geschmeckt, daß wir sogar zweimal da waren.

Uff – so spät schon, 2×2+3 vor 3×4, ich glaube, ich muß ins Bett.

Fortsetzung folgt.

10 Gedanken zu “Urlaub im Schwarzwald (10): Freiburg (2)

  1. Eins muss man Erasmus lassen: er bringt die Dinge äußerst anschaulich auf den Punkt *naserümpf*

    Beim zweiten Betrachten dieser…erm…Rinne(?) fällt mir ein, dass es in einer hessisches Kreisstadt -Homberg/Efze- auf dem Marktplatz eine eben solche auch gibt. Bei meinen bisherigen Besuchen hat mich das nie großartig gewundert, sah halt nett aus, aber eventuell hat das auch einen ähnlich interessanten Hintergrund. Müsst‘ ich mal schauen.

    Und ich will so einen Wasserspeier wie den am Münster haben.

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    1. Videbitis

      Die Bächle scheinen eine süddeutsche Spezialität zu sein, in Wehr, der Endstation unserer Wanderung, sind auch welche.

      Soso, und was machst Du dann damit? Stellst ihn auf die Ladentheke, und jedesmal, wenn Dir ein Kunde blöd kommt, sagst Du: „Schaun Sie mal, was für eine interessante Skulptur wir hier haben. Die ist doch wie für Sie gemacht.“

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  2. So… jetzt habe ich fast alle Etappen gelesen, nur nicht kommentiert.
    Aber ich sage bis hier her schon mal… VIELEN VIELEN DANK fürs Mitnehmen.
    Ist ja wirklich wie ein bisschen dabei gewesen… 🙂
    Toll… und hey, Deine Fotos, Dein Fotoauge… was soll ich sagen… LOB,LOB,LOB. Kann nur immer wieder sagen, großartig… 🙂
    Mag ich sehr!!!

    Und die Uhr?!? Mein wahrgewordener ALPTRAUM… *lach*

    LG mosi

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    1. Videbitis

      Gern – ich habe zu danken, daß Du Dir die Zeit genommen hast, ist ja nicht wenig. Und ganz vielen Dank für Dein Lob, das freut mich!

      Die Uhr ist doch was für Angeber: „Wann können wir mit dir rechnen?“ – „Zur dritten Wurzel aus 125.“ – „So früh schon! Wir hatten Dich erst zur zweiten Wurzel von 10 hoch 2 erwartet.“

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  3. Ah, diese Uhr! So was hätten mir meine Eltern geschenkt, damit ich endlich mal meine Dyskalkulie überwinde. Heute könnte ich über so was lachen, als Kind natürlich nicht.

    Ich stelle fest, Wasserspeier sehen abgestellt ausgesprochen merkwürdig aus.

    Und pc hin oder her, mir hat der Mohr sofort gut gefallen. Vermutlich weil ich damit mal wieder nur an Schokolade gedacht habe. Sarotti. (dabei schmeckt dir nicht mal gut)

    Schade, daß du nicht die Läden und Cafés etc. zeigst, da wäre ich ganz neugierig drauf. Sieht irgendwie nett aus dort.
    Ist es dort teurer als in Berlin, ich meine die Gastronomie?

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    1. Videbitis

      Vielleicht ist das ja auch eine Geheimdienstuhr: Wenn ein Spion zum anderen sagt, er komme um 2 mal 4,5 durch 3, kommt der mithörende Feind arg ins Grübeln.

      Genau, der Sarotti-Mohr. Er ist ja inzwischen weiß, wahrscheinlich hat er dieselbe Krankheit, die Michael Jackson hatte.

      Ja, teurer als Berlin auf jeden Fall, ungefähr vergleichbar mit Köln. In der Altstadt ist ein ziemlicher Rummel, viele Touristen, in dem kleinen Film, den ich zu Anfang gezeigt habe, sieht man es gut.

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