Urlaub im Schwarzwald (2): 1. Etappe

Der Schluchtensteig ist ein 120 km langer Wanderweg, den wir in sechs Etappen gegangen sind, also jeden Tag ungefähr 20 km plus der Strecke zu den Unterkünften, denn nicht immer liegen die Hotels direkt am Wanderweg. Da weiß man abends, was man getan hat. Glücklicherweise wurde das Gepäck mit dem Auto von Hotel zu Hotel gefahren, sodaß wir nur den Tagesrucksack tragen mußten.

In dem kleinen Ort Stühlingen geht es los: In der sogenannten Oberstadt gleich neben dem Rathaus ist unser – jedenfalls äußerlich – imposantes Hotel. Nach meinen Erfahrungen ist es immer besser, in einem neueren Hotelgebäude zu übernachten: Die alten Häuser sehen zwar schön aus, haben aber durch die nachträglich eingebauten Hotelzimmer meistens recht dünne Wände, hier z.B. konnte ich die Zimmernachbarn schnarchen hören.

Dafür sitzt man schön im Hinterhof – in einer modernen Hotelanlage findet man sowas nicht. Hat eben alles seine Vor- und Nachteile.

Schöne Gegend hier, das kann ich schon sagen, ohne kaum einen Schritt gegangen zu sein.

Da geht’s lang – da, wo „Schluchtensteig“ steht. Insgesamt ist der Weg gut ausgeschildert, ich glaube, wir haben uns nicht einmal verlaufen.

Die Wutach, ein Fluß, an dessen Ufer wir entlanglaufen, trennt hier Deutschland von der Schweiz – ein paar Schritte über die Holzbrücke, und wir sind im Nachbarland und können unbehelligt unsere Drogen auspacken und was wir sonst so schmuggeln wollen – nein, liebe Zöllner, war nur Spaß, haha, wir gehen gar nicht in die Schweiz, unsere Drogen bleiben im Inland, keine Sorge.

Zu Anfang ist der Weg recht moderat, dennoch müssen die Pausen natürlich eingehalten werden. Eine Bank neben einem Häuschen lädt zum Ruhen ein. Aber was steht da auf dem Schild?

Offenbar sind wir nicht die Ersten, die hier ein Päuschen einlegen. Allerdings hatten wir nicht vor, hier auch noch andere Geschäfte zu erledigen.

Gut zu wissen – falls wilde Tiere einen angreifen, weiß die Feuerwehr, wo sie die Opfer abholen soll.

Wer weiß denn schon, was im Dschungel jenseits der Brücke lauert? In Bayern hat mal ein Bär Probleme gemacht.

In Wirklichkeit ist die Gefahr eine andere: Immer wieder gibt es Leute, die mit Sandalen das Matterhorn besteigen und sich wundern, wenn sie verunglücken. Auch hier muß man kraxeln, deshalb sollte man unbedingt trittsicher sein. Schwindelfreiheit ist von Vorteil – ich bin es nicht und kann daher sagen, daß die Warnung übertrieben ist. Gut, natürlich sollte man nicht unter einer ausgeprägten Höhenangst leiden.

So sehen die Wege aus …

… oder auch so wie hier in den Wutachflühen (dem unteren Teil der Wutachschlucht). Zwei Handbreit Weg, und zur einen Seite geht es manchmal ein paar hundert Meter weit runter – da kann einem schon mulmig werden, besonders, wenn nichtmal Bäume auf dem Abhang stehen, was glücklicherweise selten vorkommt.

Die letzten Kilometer dieser Etappe sind der blanke Horror: Unter freiem Himmel durch die Felder, bei 34° im Schatten, das ist kein Vergnügen. Gut, daß ich meinen Schirm dabei habe.

Im Hotel in Blumberg, offenbar das zentrale Gebäude der Stadt, ist man so freundlich, daß ich kurz den Verdacht hatte, ich hätte es mit Schauspielern zu tun.

Während der Nazizeit wurde hier Erz geschürft, der eher ländliche Ort erlebte eine Blüte und erlaubte sogar den Betrieb eines Kinos. Inzwischen wartet das Grundstück auf einen neuen Investor.

Neben dem Hotel gibt es an der Hauptstraße noch eine weitere Kneipe, einen geschlossenen Imbiß und diese Attraktion: Einen funktionierenden Schokoladenautomaten. Und was machen die jungen Leute hier außerdem? Wie überall in ländlichen Gebieten: Sie fahren mit tiefergelegten Autos mit aufgemotzten röhrenden Auspüffen unter diskolauter Musikbeschallung durch den Ort und fühlen sich stark. Wenn sie damit erreichen wollen, daß die Alten sich darüber aufregen: Herzlichen Glückwunsch, bei mir haben sie es geschafft.

Was steht auf diesem Schild? Schwäbisch Hall, meine ich zu erkennen, und eine fordernde Hand („Her mit der Knete!“) – ganz schön ehrlich, früher, die Bausparkasse.

Fortsetzung folgt.

6 Gedanken zu “Urlaub im Schwarzwald (2): 1. Etappe

  1. Wie du dir denken kannst, wäre ich in der Nähe des Schokoladenautomatens geblieben und hätte das Wandern sein gelassen.
    Das letzte Schild ist genial. Auch die anderen witzigen kleinen Einblicke sind spaßig. Schilder sind sowieso immer ein gutes Fotomotiv. Und dein roter Schirm wird langsam kult!

    (Das Schnarchen des Zimmernachbarn gehört- ach nee, das muß nicht sein. Vermutlich nur dann und wann unterbrochen von den Autos der Dorfjugend)

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    1. Videbitis

      Ja, man muß wirklich gut zu Fuß sein, es ist schon anstrengend. Aber dafür wird man mit vielen Ausblicken und Eindrücken belohnt, und das kühle Bier am Abend schmeckt nochmal besser.

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    1. Videbitis

      Ich danke Dir. Gar nicht unkompliziert in diesem neuen Haus, aber ich lerne immer dazu, und wenn es Fortschritte gibt, macht’s sogar Spaß.

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