Teutoburger Str.

Das, was da am Mülleimer hängt, ist ein sogenannter Pfandring: Die Leute, die zu faul sind, ihre Flaschen und Dosen zum Kiosk zurückzubringen, können sie da abstellen. Das hat viele Vorteile: Die Flaschensammler müssen nun nicht mehr im Müll wühlen, um an die Flaschen zu kommen, der Kioskbetreiber bekommt keine durch Essensreste oder Hundekot verschmutzten Flaschen zurück, die außerdem wieder dem Kreislauf zugeführt werden, für den sie gedacht sind. Oft haben die Trinker die Flaschen auch neben die Mülleimer gestellt oder obendrauf, nicht selten sind sie dann irgendwann herunter- oder umgefallen, und man hat den Scherbenhaufen, was besonders kleine Kinder und Hunde erfreut. Auch das gehört nun in der Südstadt der Vergangenheit an – jedenfalls für ein Jahr, und auch nur an zehn Mülleimern.

2012 hatte der Designstudent Paul Ketz in einem Wettbewerb mit einem Pfandring den 2. Preis gewonnen, der von den Abfallwirtschaftsbetrieben Köln (AWB ) ausgelobt worden war. Und ausgerechnet die AWB hat nun versucht zu verhindern, daß die Ringe angebracht werden: Sie würden schnell verschmutzen und behinderten außerdem die Kollegen beim Entleeren der Mülleimer, das hätten Erfahrungen aus dem Stadtteil Ehrenfeld gezeigt, wo schon ein paar Ringe seit Frühjahr 2014 angebracht sind. Interessanterweise haben die AWB, die ja eine Firma sind, ein „eigenes“ System entwickelt: Pfandringe an Straßenlaternen …
In den Stadtausschüssen setzte sich durch Stimmenmehrheit von SPD und Grünen die Vernunft durch, ein Jahr lang soll nun an diesen zehn Mülleimern getestet werden, ob das funktioniert. Bezahlt wurden sie übrigens nicht aus Steuermitteln, sondern von einer Interessengemeinschaft von Geschäften aus der Gegend – ein Pfandring kostet 250 Euro.

0 Gedanken zu “Teutoburger Str.

  1. Über die Pfandringe an den Straßenlaternen (ob in Köln?) hatte ich schon gelesen. Flaschensammler gehören ja in zwischen zum alltäglichen Bild in den Großstädten. Sinnvoll ist die Sache allemal, aber ich glaube, mir gefallen Flaschenringe an Laternen besser, und davon müsste es genug geben, damit Flaschen nicht mehr in den Müllbehältern landen, die dadurch auch zu schnell überquellen, vor allem, wenn irgend ein Großereignis stattfindet. Angenehm aufgefallen ist mir übrigens, dass ich noch nie beobachtet habe, dass Flaschensammler sich streitend ins Gehege kommen. Was lernt uns das?

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  2. Die Idee ist grundsätzlich gut, aber viel zu teuer und aufwändig.
    Mittlerweile habe ich öfter in Berlin Leute gesehen, die Flaschen sehr bewußt deponieren, etwa auf Mäuerchen, neben Bänken oder auf den Tischen vor geschlossenen Lokalen.
    Und noch eines fällt mir auf: Die Flaschensammler sehen selten nach wirklichen Berbern aus, sondern erschreckend oft wie „du und ich“. Ist das ein Sport geworden?
    Irgendwann werden noch Schilder aufgestellt: „Sei fair, nimm nur dann Flaschen mit, wenn du sie wirklich brauchst!“

    Ich frage mich oft, ob sich die Bückerei überhaupt lohnt, 8 Cent, 15 Cent pro Flasche?! Wie lange braucht man, damit es nur für etwas Läppisches wie eine Bockwurst oder eine Mini-Pizza reicht?!

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  3. Hi Videbitis,

    ehrlich?!?
    Ich habe bisher EINEN einzigen gesehen.
    Sinnig, ja… aber auch echt teuer.

    Was LaWelndeltreppe geschrieben/beobachtet hat, finde ich gut.
    Die Flaschen bewusst hinstellen tut es auch schon.

    LG mosi

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  4. Mach das, es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen, im Gegenteil, man tut was Gutes für die Umwelt. Wenn irgendwas Brauchbares im Sperrmüll liegt, nehmen wir es ja auch mit.

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  5. Danke für den Link, da kann man gut lesen, wie man es nicht machen sollte. In Köln werden die Pfandringe zwar auch von Geschäftsleuten bezahlt, aber nicht zu Marketingszwecken, jedenfalls ist mir nichts bekannt. Ich glaube, die nervt nur, daß die Straßen nicht proper aussehen, wenn überall leere Flaschen und Scherben herumliegen, das schadet dem Handel.

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  6. Ja, das bewußte Deponieren, das wird hier teilweise auch gemacht, aber genau das ist das Problem: Wenn nicht immer gleich ein Flaschensammler aufmerksam ist, stehen die Flaschen manchmal tagelang herum, fallen um oder werden von irgendwelchen Idioten zerdeppert.

    Hartz IV, das ist kein Zuckerschlecken, viele Leute bessern sich ihre Einkünfte mit Flaschensammeln auf, weil sie sonst kaum über die Runden kommen. Die machen das auch nicht für Mini-Piza und Bockwurst, sondern für Margarine, Brot und eine Tüte Nudeln – 20-30 Flaschen, und du hast wieder einen Tag geschafft.
    Ich saß mal auf einem belebten Platz in der Sonne, da sah ich, wie sich einer meiner Nachbarn mir langsam näherte, ein netter Typ, mit dem ich immer mal ein Schwätzchen auf dem Flur hielt, wenn es sich ergab, – von Bank zu Bank sah er in die Mülltonnen. Als er mich bemerkte – ich schaute gerade in eine andere Richtung – drehte er sich abrupt um und ging schnell in die entgegengesetzte Richtung. Ein solch schamhaftes Verhalten beobachte ich oft bei Flaschensammlern, besonders wenn sie in der Mülltonne herumwühlen müssen.

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