Kyffhäuser Str.

Wieder mal ein Beispiel aus der Reihe „Lustige Schaufenster“. Wofür wird hier geworben? Pistolen? Deutschland rüstet auf, der Krieg, der bisher so hübsch weit weg stattfindet, schwappt ins eigene Land, der Innenminister und seine Kollegen aus den Bundesländern nennen das „Terror“. Das macht man so, die Amerikaner haben das vorgemacht: Erst marschiert man bis an die Zähne bewaffnet in Länder ein, weil dort angeblich Terroristen sind, und wenn sich herausstellt, die sind da gar nicht, na ja, dann sind eben all die anderen in dem Land Terroristen, schließlich schießen die auf einen. Und nun muß sich jeder Bürger bewaffnen, wie damals im Wilden Westen?

Nein, eigentlich kaum vorstellbar.

Die, die da im Schaufenster aufeinander schießen, sind ja unsichtbar, wahrscheinlich ist das nur ein Bild für die unsichtbare Gefahr im Verborgenen: Aus dem Internet! Dem Telefon!!

„Weißt Du, ich schicke Bombe zu deutsche Bundeskanzlerin.“ „Ach – super! Wann denn?“ „Ich glaube, morgen, ich muß noch Packpapier besorgen, weißt Du, Geschäft hat geschlossen heute.“

Ein solches Terroristengespräch am Telefon würden unsere Geheimdienste natürlich gern mithören, das ist doch nachvollziehbar, deshalb müssen alle Telefongespräche aufgezeichnet und alle Emails gespeichert werden, damit man wenigstens hinterher, nach der Explosion, weiß, wer es wahrscheinlich gewesen ist – vorausgesetzt natürlich, die haben das Gespräch in Deutschland geführt, bevor sie in den Jemen reisen, um den Plan da in die Tat umzusetzen.
Was ist eigentlich, wenn jemand einen Brief schreibt, so wie früher auf Papier: „Lieber Ali, ich hoffe, es geh Dir gut. Hier ist schönes Wetter. Kannst Du mir vielleicht einen Zünder besorgen? Den Sprengstoff habe ich schon von Hassan. Dir ganz liebe Grüße, und der Oma auch, und ein schönes Wochenende, Dein Mustafa.“ Also, sowas wüßte man doch auch gerne vorher. Da reißt man am besten in der Post alle Briefe auf und scannt sie ein, bevor sie an den Empfänger gehen.
Obwohl, das macht natürlich verdammt viel Arbeit, und dann ist da ja noch das lästige Briefgeheimnis – besser ist, dem Empfänger eine Email zu senden, daß da ein Brief für ihn angekommen ist, und der muß ihn dann persönlich vor den Augen eines Postbeamten öffnen und laut vorlesen. Das wird dann aufgenommen und mindestens ein halbes Jahr gespeichert. Ja – so geht’s, mit solchen Maßnahmen ist der Krieg so gut wie gewonnen.

PS: Angeblich werden in dem Laden Goldschmiedearbeiten hergestellt und Brillendesign entworfen … hallo??! Da stimmt doch was nicht. Herr de Maizière, übernehmen Sie!

0 Gedanken zu “Kyffhäuser Str.

  1. …hahaha…ich dachte, sie würden für grünes Licht werben, sieht so schön optimistisch aus, erinnert an Frühling, Wachstum…

    und irgendwie hat’s doch auch was friedliches, sie sind doch weiß, die Pistolen und die Hemden, also wahrscheinlich Friedenspistolen…

    vielleicht kommt Schlagsahne aus den Mündungen?

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  2. Das hast du sehr schön geschrieben, aber natürlich nur, um davon abzulenken, daß dieses Schaufenster uns nur eines klar machen will:
    Echte Männer sind immer noch gefragt. Solche, die auch schon mal ne Knarre ziehen, wenn auch natürlich in weiß, denn auch Männer sind nun modebewußter geworden.
    Zu jedem Revolverhelden gehört natürlich eine Gattin, die ihn mit tiptop gestärkten Hemden versorgt.
    Weitere wichtige Zubehörbestücke der Männlichkeit, etwa Manchettenknöpfe oder Kravattennadeln, gibt’s dann im Laden.
    Perfekt!

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  3. Genau! – wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen. Hier gibt es alle Accessoirs für den modebewußten Attentäter und andere Ganoven. Mann hat das Feld der Eleganz viel zu lange den italienischen Mafiosi überlassen. Nur weil man eine Bank ausraubt z.B. muß das ja nicht heißen, daß man herumläuft wie der letzt Prolo, das Fräulein am Schalter wird angenehm überrascht sein, wenn der Bankräuber ein insgesamt charmantes Auftreten hat.

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  4. „Le Coup“ ist gut, das Patent geht auf Dich. „Poison“ für den Herren, der es gern hinterhältig mag – gibt’s aber schon. Ich beantrage die Rechte für „L’Assassin“ mit der würzigen Basis von frisch verbranntem Marihu Gras.

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