Kölner Frittenbude, Am Leystapel

Dieses Bild zeigt, was es nicht mehr zeigen kann, nämlich das: Die Frittenbude aus dem Kölner „Tatort“. In jeder Sendung stehen die beiden Kommissare an der mobilen Bude und ernähren sich ungesund vor der Dom-Silhouette. In Wirklichkeit steht der Imbiß nicht an dem Platz, sondern – bis vor Kurzem – in der Nähe des Rheinauhafens. Ein Publikumsmagnet, sowohl für Kölner als auch für Touristen – später kann man seinen Enkeln erzählen, daß man hier auch schon eine Currywurst mit Fritten rot/weiß gegessen hat, wenn man die x-te Wiederholung eines Köln-Tatorts im Fernsehen sieht. Seit ein paar Monaten steht nun dieses Häuschen hier, der Wagen ist weg – beim städtischen Denkmalamt war man der Meinung, daß so ein Jahrmarktswagen schlecht paßt zur aufgemotzen Architektur des nahen Rheinauhafens mit Quadratmeterpreisen bis zu 8.000 Euro. Die Gentrifizierung nimmt komische Formen an.

Die Currywurst in dem neuen Gebäude schmeckt allerdings genau so schlecht wie vorher die in der Bude – wenigstens etwas, was gleich geblieben ist.

Edit 18.11.13: Der neue feste Standplatz ist nun hier.

0 Gedanken zu “Kölner Frittenbude, Am Leystapel

  1. *ggg*
    Mein Tip: Fahr doch mal in das idyllische kleine Varel in Friesland, jaja, wirst du jetzt sagen: was soll ich da?
    Aber dort gibt es wirklich die besten Fritten überhaupt! Großer Teller knuspriger Pommes mit dreierlei Soßen (Ketchup, Mayo, Hamburger Soße), gerösteten Zwiebeln und Gurke.
    Dazu ein netter Raum mit bullernem Ofen und der Blick auf den kleinen Hafen. Mehr braucht man zuweilen nicht. 😉
    Kommt zwar nicht im Tatort vor, gibt einem aber so ein heimatliches Gefühl- ehrlich!

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  2. Jaja, da schweift man in der Weltgeschichte herum und meckert, was einem alles nicht paßt – dabei sind die besten Sachen zu Hause zu finden. 🙂 Wenn ich in Varel bin, ist das immer so kurz, da komme ich gar nicht dazu, auswärts zu essen, bei meiner Mutter gibt’s die leckersten Sachen: Fangfrischer Fisch mit selbstgemachtem Kartoffelsalat, sowas kann man im Rheinland lange suchen. Oder Grünkohl mit Pinkel, besonders lecker in der kalten Jahreszeit.

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  3. Jep, die Hinweise auf Grünkohl sind in Friesland gerade so häufig wie im Mai die blühenden Rhododendren.
    In Varel gibt es jetzt neu ein „Subway“, da muß man erstmal 50 Entscheidungen treffen, bevor man denn endlich essen darf.

    Übrigens witzig, wie hügelig einem MV vorkommt, wenn man gerade in Friesland war, diese platte Landschaft ohne auch nur eine Erhebung finde ich immer wieder ausgesprochen amüsant.

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  4. Das platte Land ist gut und schlecht für Fahradfahrer: Man muß keine Berge fürchten, aber wenn es weht, gibt es auch nichts, was den Wind aufhält, und wenn man dann in die falsche Richtung fahren muß …
    Früher hatte ich oft den Eindruck, Friesland und die Gegend drumherum hat eine Trägheitsspanne von bis zu fünf Jahren: Mode z.B., die woanders schon in den Second-Hand-Läden gehandelt wurde, erreichte endlich auch die Schaufenster Vareler Händler. Wenn die Sachen dann wieder aus dem Sortiment genommen wurden, konnte es sein, das sie zeitgelich in der Großstadt schon wieder eine Renaissance erlebten. Daß es jetzt sogar ein Subway gibt, paßt gut dazu, denn viele der Läden, die Köln eine zeitlang geradezu überschwemmten, sind schon wieder geschlossen.
    Ich war auch überrascht, mit welcher Hartnäckigkeit die einen dazu überreden wollen, noch irgendwelche Extras dazuzunehmen und wunderte mich dann, wie teuer das Sandwich plötzlich geworden war, nur weil ich ein paarmal ja gesagt habe. Seitdem eß ich doch lieber wieder Fritten.

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  5. Das gilt aber eher für MV, was du da schreibst.
    Der große Unterschied zwischen diesen beiden Orten ist aber noch ein ganz anderer. In MV herrscht eine alles durchdringende Hoffnungslosigkeit und die Menschen zockeln in tiefer Resignation durch’s Leben. Ich hatte echt vergessen, wie aufgeschlossen Menschen doch sein können, bevor ich regelmäßig nach Friesland kam. Das Gute zusätzlich: es fehlt das Nervige vom Niederrhein (dort ist ja man immer tendenziell ein Stück zu laut, zu lustig) und diese Meckerart der Berliner.
    Ich bin fest entschlossen, nicht mein Leben lang hier zu bleiben. Ehrlich gesagt, war mir das eigentlich immer mehr ein Graus.
    Mode interessiert mich nicht und von daher ist es mir egal, wie Leute rumlaufen, ob in schicken Sachen oder in „Kleidersack ganz unten“.

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  6. Früher, vor 30 Jahren. Wie es jetzt ist, weiß ich gar nicht mehr. Mir ist dieses träge Nachschwappen eher sympathisch, ich war immer superfroh, wenn ich noch irgendwo ein Palestinensertuch, Cordhose und Jesuslatschen gefunden hatte, was es in den Großstädten schon lange nicht mehr gab.
    Palestinensertuch darf man heute nicht mehr tragen, von den Rechten vereinnahmt, Cordhosen sind wieder in (oder schon wieder out? Keine Ahnung) und Jesuslatschen heißen jetzt Birkenstock.

    Klingt nicht gut, was Du über MV schreibst. Vielleicht braucht es ein paar Generationen?

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  7. Weißte, was ich immer merke, daß wenn mich einer fragt, woher kommst du, daß ich sage: „Ich lebe in MV, aber ich komme aus Berlin.“ Es ist mir unangenehm, die Vorstellung, daß einer denken könnte, ich käme von hier. Blöde, oder?

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  8. mmmmhhhh, die Gentrifizierung erreicht also auch die Curry-Wurstbuden…
    vielleicht muss man sich wirklich mal auf den Weg machen, und die Imbissbuden fotografisch festhalten? Bevor sie weg sind…
    Die Art und Weise, wie Du die Stadt Köln hier dokumentierst, gefällt mir wirklich sehr gut!

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  9. Mal ne Frage: das erste wurde mit ISO 800 aufgenommen, das zweite mit ISO 400. Sind die Bilder nachbehandelt worden, also entrauscht, oder ist die Panasonic wirklich so rauschfrei, bei den Lichtverhältnissen dieser beiden Fotos?

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  10. Ja, unbedingt, immer, wenn sich was verändert, z.B. ganze Häuserzeilen abgerissen werden, um irgeindein klotziges Bürohaus dahin zu stellen, ärgere ich mich, wenn ich kein Foto vom alten Zustand habe.

    Hey, danke, das freut mich!

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  11. Wow. Ich dachte, dass die DMC-FZ38 ab ISO 400 anfängt verstärkt zum Rauschen zu neigen. Insbesondere bei ISO 800. Sie stand auf meinem Einkaufszettel. Bis zu jenem Augenblick, als mir jemand die DMC-ZX1 schenkte. Leider keine Bridge, aber recht brauchbar und im Vergleich zu meiner 5 Jahre alten Minolta Konica ein wahres Fotowunder (… was nicht verwundert …).
    Die Fotos sind echte Hingucker und besonders deine Nachbehandlung gibt denen echte Feierabend-Stimmung.
    Es ist schon eine seltsame, dass einige meinten Ballauf und Schenck dürften an einer mobilen Kirmesfrittenbude keine Currywurst mehr essen, sondern es müsse etwas standhafteres her … damit die Realität die Fiktion wieder einholt …

    Super Fotos!

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