Brüsseler Platz

Ich mag das Bild, die x-beinigen Stühle, die von der orangenen Markise beschützt werden. Noch lieber wäre mir allerdings, das Auto im Hintergrund wäre mal eben kurz weggefahren, aber so ist es eben in der Großstadt, das Auto ist ein nach außen gelagerter Teil der Wohnung, deswegen muß es immer in der Nähe stehen. Obwohl, dieses trägt ein ausländisches Nummernschild, ich habe es retuschiert, denn ich möchte nicht Gefahr laufen, von Gangstern in die Mangel genommen zu werden. Man kennt das ja aus dem TV: Da geht so ein ahnungsloser Knipser durch die Stadt und wird zufällig dokumentierender Zeuge der Anwesenheit des Kopfes einer international operierenden Mafia-Gang aus Italien, oder aus Rußland, man hört ja soviel. Dank des harmlosen Markisen- und X-Bein-Stuhl-Fotos kann der Anführer einer Wasweißich-Straftat überführt und die Gang zerschlagen werden, das Bild ist Beweisstück Nummer 1 und erscheint auf allen Titelseiten. Das schreit natürlich nach Rache, der Verräter soll einer besonders grausamen Folter unterzogen und seine Füße anschließend in Beton gegossen werden, um ihn dann im Rhein den Fischen … etc.! Und wer ist der angebliche Verräter? Genau, richtig geraten! Nee nee, hier passieren Sachen …
Übrigens, gibt es eigentlich auch eine deutsche Mafia? Wahrscheinlich nicht, oder? In Deutschland sind die Gesetze so, daß man die Bevölkerung auf ganz legale Weise ausnehmen kann, man muß nur eine Energiefirma gründen, oder ein Pharmaunternehmen.

0 Gedanken zu “Brüsseler Platz

  1. Interessant, dein Vergleich einer Energiefirma oder eines Pharmakonzerns mit der Mafia lassen mich gleich einmal nachdenken, ob das überhaupt zulässig ist.
    Ist für dich das Anhäufen von Geld und die Monopolstellung eines Unternehmens automatisch ein mafioses Vorgehen, trotzdem die Geschäftstätigkeit rechtens ist?

    Es ist nicht nur die Bildkomposition, die mir an deinen Bildern so gut gefällt, sondern auch die Farbgebung, die so intensiv ist. Du sagst, die Bilder nicht nachzubearbeiten, aber ich bekomm die nicht immer so hin. Manchmal passt das Licht bei mir und die Farben werden sehr intensiv und das Bild bekommt eine schöne Tiefe. Aber eben nicht immer.

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  2. Anhäufen von Geld ist unmoralisch, aber noch nicht mafiös. Bei der Art und Weise, wie diese Anhäufung zustande kommt, sieht es da schon anders aus. Die Einkaufspreise für Energie sinken um 40-50%, die Verkaufspreise an die Kunden steigen aber trotzdem kontinuierlich:

    http://www.sueddeutsche.de/finanzen/639/490020/text/

    Und zu den Pharma-Firmen: „In Deutschland dürfen die Hersteller ihre Preise für neue Arzneimittel ohne jegliche Regulierung frei erfinden.“ sagt AOK-Chef Herbert Reichelt. Und das tun sie auch, weil das Gesundheitssystem in Deutschland automatisch jede Steigerung zuläßt. In keinem vergleichbaren Land (als z.B. Österreich oder Schweiz) sind die Preise so hoch wie in Deutschland. Und angesichts der Preispolitik der Pharmaunternehmen in den sogenannten Dritte-Welt-Ländern kommt einem ja völlig die Galle hoch.

    http://tinyurl.com/kvrgpo

    Eindeutig mafiöse Strukturen offenbaren sich hier, wenn angeblich unabhängige Gutachter insgeheim doch von dem Pharmaunternehmen bezahlt werden, dessen Produkt begutachtet werden soll:

    http://tinyurl.com/ylrox7w

    Schön, daß Dir das Bild gefällt. Ich bekomme das aber auch nicht immer hin, die Bilder zeige ich dann aber meistens nicht ;).

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  3. Pharmaunternehmen werfen unheimlich viel Geld in Forschung. Allerdings für Medikamente, die auch viel Geld einbringen. Sie dürfen/müssen gewinnorientiert arbeiten, so wie jeder andere Unternehmer auch. Kein Mensch fragt, ob die Gewinnspanne von KFZ richtig kalkuliert wird und ob die Höhe des Gewinns ethisch vertretbar ist.
    „Nischenkrankheiten“ sind für die Konzerne uninteressant. Aber diese Unternehmen sind auch börsennotierend und stehen damit unter Erfolgszwang.

    Warum ein und dasselbe Medikament in verschiedenen Ländern unterschiedlich viel kostet, verstehe ich auch nicht. Das wäre interessant zu erfahren.
    In Österreich „dreht man den Pharmariesen“ den Hahn in der Weise ab, dass gewisse Medikamente nur als Generika von der Kasse bezahlt werden. Die Ärzte werden dahingehend sehr streng kontrolliert, was sie verschreiben. Generika werden aber von den Konsumenten wiederum sehr ungern angenommen.

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  4. Entschuldigung, wenn ich mich einmische, aber so viel Geld geht in der Pharmaindustrie gar nicht in die Forschung habe ich mal gehört. Das verhältnis ist in etwa so: ca. 400 Medikamente kommen auf den Markt, wirklich neu sind ca. 7-9.
    Das Gross ist nur irgendwie neu, neu gemischt, nach bewährtem Rezept.

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  5. Klar wollen die Gewinn machen – wenn man sie läßt, auf Teufel-komm-raus, hemmungslos und ohne Rücksicht auf Verluste (der anderen). Firmen, besonders die großen, sind bekannt dafür, daß sie sich verhalten wie Psychopathen: Verantwortungslos, asozial, kurzsichtig etc. Das ist Kapitalismus, da hat keiner persönlich Schuld, das sind systemimmanente Abläufe (kann man zur Zeit bestens beobachten bei den Banken). Um so wichtiger ist es also, den Kapitalismus zu zügeln, sprich: Den Unternehmen gesetzliche Regeln vorzugeben, was das eigene Personal, die Kundschaft, das soziale Gefüge und die Umwelt betrifft. Stattdessen setzten die Neoliberalen auf freiwillige Selbstbegrenzung und den freien Markt. Und wenn der freie Markt es nicht hergibt, daß die ärmsten Leute einer Gesellschaft ihre Medikamente bezahlen können, weil die Zuzahlungen zu hoch sind oder die Kassen sie aus eigener Not aus dem Angebotskatalog gestrichen haben: Pech gehabt. Als würde man ein Krankenhaus von einem Psychopathen führen lassen, da gibt es nie Überbelegung, dafür mehr Tote.
    Die großen europäischen Pharmafirmen haben 2007 im Vergleich zum Vorjahr einen Reingewinn von 16 bis 30 Prozent eingefahren, habe ich auf die Schnelle herausgefunden.

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  6. Stimmt! Es sind glaube ich etwa 30% die nur in die Forschung gehen.
    Es sind aber Unternehmen auf einem freien Markt. Sonst müsste man die Pharmaindustrie verstaatlichen und wer weiß, was dann passiert….

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  7. Ich bin prinzipiell gegen Regulierung durch den Staat. Dies führt zu noch hoherer Korruption.
    In Ö sind Pensionisten und Personen mit einem Mindesteinkommen von der Medikamentengebühr befreit. In D nicht? Zusätzlich dürfen sie auch gratis fernsehen (was ich wieder unnötig empfinde) und sind von der Grundgebühr des Telefonanschlusses befreit.
    Was den Reingewinn anbelangt kann ich nichts sagen. Auch fehlen mir Vergleichswerte zu anderen Industriesparten, die man fairer Weise auch hinzuziehen soll. Gewinne zu machen verteufel ich nicht. Gäbe es keine Gewinne für Unternehmen, würde jeder gerne Angestellter in Unternehmen sein, die keiner mehr führen und gründen will. Siehe Auslagerung von produzierenden Unternehmen in den Osten, Asien, etc. sowie Briefkastenfirmen in steuerschonenden Oasen.

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  8. Nachtrag Regulierung Staat:
    Wo ich für eine komplette Regulierung vom Staat bin, ist das Glücksspiel. In Schweden, das für seine Sozialleistungen bekannt ist, kommt das Geld dafür aus den Gewinnen des Glücksspiels!
    (Jetzt bin ich schon wieder ruhig. 🙂 )

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  9. Glücksspiel, finde ich auch, komplett regulieren. Und dann vielleicht noch eine klitzekleine Reichensteuer? Und dann noch eine Befreiung aller Hartz-IV-Empfänger (=Sozialhilfe/Arbeitslosenunterstützung) und Rentner von den Kosten des öffentlichen Personennahverkehrs und der medizinischen Versorgung – da wäre das Ärgste schon mal beseitigt. Weitreichendere Reformen verhandeln wir dann später :>>.

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