Spaziergänge in Zeiten von Corona (13)

Viele Restaurants und Kneipen sind geöffnet, aber nur to go: Man bestellt online oder direkt an der Tür, bekommt Gerichte und Getränke ausgehändigt und muß sich dann irgendwo einen Platz suchen, wo man das verzehrt – bei schönem Wetter hockt man sich halt irgendwo hin. Und was gibt es Leckeres?

Ah ja, lecker. Gibt’s auch was mit Schbienat?

Intimität auf anderthalb Meter? Schwer herzustellen …

… mit einem „Prince“ Abstand.

Das Gerippe als Allegorie des Todes – hier wartet man noch immer auf die Novemberhilfe, das ist bitter. Aber wenn die Hilfe kommt, von November bis jetzt, jeden Monat 75% des Vorjahresmonats, dann müßte man eigentlich gut über die Runden kommen, oder? Außer Miete kaum Ausgaben, kein Strom, kein Wareneinkauf, die Angestellten sind in Kurzarbeit. Und das scheint ja auch im Großen und Ganzen zu funktionieren, sonst wäre der Aufschrei sehr viel größer.

Worüber haben die Nachrichten eigentlich berichtet, bevor es Corona gab? Es macht einen mürbe, man möchte nur noch, daß es endlich vorbei ist. Die Politiker versuchen, eine Position zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und der Stimmung der Bevölkerung zu finden – und erwecken den Eindruck von Kopflosigkeit: Zum 8. März beschlossen die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidentenrunde Lockerungen, entgegen jedem Rat ernstzunehmender Experten: Aus dem „click and collect“, also dem Online-Bestellen und anschließendem Abholen von Waren an der Ladentür, wurde ein „click and meet“, was bedeutet, daß die Kunden nach Online-Anmeldungen in den Läden bummeln konnten. Nur wenn eine Inzidenz über 100 in drei Tagen erreicht sei, sollte eine „Notbremse“ wieder die vorherige Bestimmung einsetzen. In Köln war die Grenze sehr schnell überschritten, es vergingen drei Tage, vier Tage, fünf, sechs, sieben – und es passierte nichts. Solche Bilder konnte man lange in der Fußgängerzone beobachten:

Lange Schlangen, hier brauchten die Leute offenbar unbedingt neue Klamotten von ZARA.

Das „click and meet“ wurde recht eigenwillig ausgelegt: Man konnte sich auch vor Ort anmelden.
Erst zum 29. März, nach ständig steigenden Inzidenzzahlen, wurde die Regelung wieder zurückgenommen.

Kurz darauf, vor Ostern, stiegen die Temperaturen auf über 20 Grad, und man hatte Mühe, die Leute zur Einhaltung der Kontaktbeschränkungen zu bewegen. Ab 18 Uhr, am Wochenende sogar schon ab 15 Uhr, galt hier, an dem besonders für junge Leute beliebten Treffpunkt, Verweilverbot, weil sie sich einfach nicht an die Regeln halten wollten.
Die Inzidenzzahlen stiegen weiter. Seit dem 17. April gibt es in Köln eine Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr, eine Woche vor Einführung der „Bundesnotbremse“, die eine Augangssperre von 22 bis 5 Uhr vorschreibt ab einer Inzidenz von 100. Und anders, als nach dieser Regelung, darf man in Köln nicht allein bis 24 Uhr spazieren gehen, es sei denn, man hat einen Hund dabei. Neulich sah ich um 23 Uhr einen leicht alkoholisierten Mann singend unter meinem Fenster vorbeigehen und dachte: Sieh an, da laufen 250 Euro. So hoch ist das Bußgeld, wenn man erwischt wird.

Das wird vielfach ignoriert, weil es auch wirklich Blödsinn ist, wenn die Leute sich hier weniger in die Quere kommen als in engen Straßen, wo es keine Maskenpflicht gibt. Aber es wird auch kaum kontrolliert, soviel Personal hat die Stadt gar nicht.

In sämtlichen Grünanlagen der Stadt herrschen die Kontaktbeschränkungen – höchstens zwei Personen aus unterschiedlichen Haushalten – und Alkoholverbot. Bei schönem Wetter halten sich viele nicht daran, und es wird auch nicht kontrolliert. Die Inzidenz stieg auf über 250, aber aktuell sinkt der Wert. Ob es mit der nächtlichen Ausgangsbeschränkung zusammenhängt? Die Verwaltung möchte das gern so sehen, tatsächlich weiß das keiner.

Querdenker, aufgepaßt, hier ist ein neues Thema für euch, wenn Corona nichts mehr hergibt: „Wir lassen uns das Naßwerden nicht verbieten! Nieder mit der internationalen Regenschirmindustrie!“ Bill Gates soll Aktien von Knirps besitzen, und Amazon verdient Millionen am Verkauf. Wer im Regen einen Schirm aufspannt, gibt sich zu erkennen als untertäniger Apologet einer weltweiten Verschwörung gegen das Wasser, das vom Himmel fällt – also ein Gegner des Lebens schlechthin! Der Durchnäßte ist ein Widerstandskämpfer, der Schirm dagegen der neue Hitlergruß!

6 Gedanken zu “Spaziergänge in Zeiten von Corona (13)

  1. fein, welche zusammenhänge du immer wieder findest. 😉
    ein lacher tut immer gut. danke dafür.

    ich habe sogar drei, nein, vier regenschirme.
    darunter sowas wie ein knirps, den habe ich von meiner bank geschenkt bekommen.
    dann bin ich eine mitverschwörerin gegen das naß vom himmel.
    zudem kommt mit dem impfpieks auch der mikrochip von bill gates in meinen arm.
    dann kann man mich überall auf der welt per gps finden… 😉

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    1. Vier Schirme! Damit bist Du natürlich vollkommen durchleuchtet. Geh, wohin Du willst, Bill Gates folgt Dir auf Schritt und Tritt. Bei George Soros stehst Du ganz oben auf der Liste der zu überwachenden Personen. Sowas ist allerdings auch schmeichelhaft, ansonsten interessiert sich ja keine Sau für einen. Ich überlege auch schon, mir ein paar mehr Schirme anzuschaffen.;-)

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      1. der soros kann mir ein paar tausend dollar rüberreichen, dann darf er mich auch überwachen.
        haha, ich bin käuflich geworden. 😉
        zu den schirmen sei gesagt, dass ich nur trocken bleiben will. manchmal kommt der regen aus allen vier himmelsrichtungen, dann bin ich mit vier schirmen gut geschützt. *gg*

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