Schon nach wenigen Metern unserer heutigen Etappe haben wir die Wegzeichen verloren, weil wir zu tief in den Wanderführer geschaut haben. „Biegen Sie links in die Straße ein. Halten Sie sich links, an der nächsten Gabelung rechts“, steht in dem Buch. Wie jetzt, was soll das heißen, „halten Sie sich links“? An der linken Straßenseite? Sollen wir ins Feld gehen, oder die private Auffahrt hoch, oder ist das ein allgemein politischer Rat? Irgendwann stehen wir mitten in einem Feld mit gelben Früchten, die vermutlich grün sein sollten, und können nur raten, welche Richtung wir einschlagen sollen. Es ist brütend heiß.
Fünf Minuten Ruhen im Schatten.
Na, wer sagt’s denn! Da ist es ja, das Wanderzeichen, jedesmal sind wir heilfroh, wenn der alte (Buch-)Weg mit dem neuen ein Stück übereinstimmt. Aber welche „Massnahme“ haben wir zu befürchten? Wird sie ergriffen, oder wird maßgenommen, oder heißt so der nächste Ort?
Da hat einer Spaß am Sammeln: „Robert’s Geschichts-Scheune“ steht auf einem Schild …
… und auf einem anderen: „Tollwut! Gefährdeter Bezirk“. Aha. Okay … wir müssen dann mal weiter.
Nach bereits 14 Kilometern erreichen wir Weikersheim, das Ziel unserer heutigen Etappe. Der Ort war Stammssitz des Hauses Hohenlohe, einem uralten Adelsgeschlecht. Heute ist im Schloß ein Museum, daneben ein großer, langweiliger Barockgarten, für den man unverschämte drei Euro Eintritt bezahlen muß.
Die kleine Altstadt von Weikersheim ist schön, malerisch um einen Marktplatz mit Brunnen gelegen. Das Schöne ist: Unser Hotel liegt genau an diesem Platz.
Das Schlechte: Gerade heute findet hier ein italienisches Fest statt. Eine Combo in italienischen Polizeiuniformen intoniert „Azzurro“ und andere schrecklichen Schlager, während die Bevölkerung des gesamten Umlands herbeiströmt und laut ist.
Tja. Das kann hier ja keiner ahnen, daß wir in Köln solche Feste jedes Wochenende haben und ihnen möglichst aus dem Weg gehen. Aber bereits um 23 Uhr ist der Spuk vorbei.
Am nächsten Morgen: So schön ruhig kann es hier sein.
Fortsetzung folgt.