Durch diese hohle Gasse muß man gehen, will man zu den „Luxus“-Geschäften – eingestimmt wird man durch ein Vitrinen-Band, in dem Buddha für die Edelmarke Prada wirbt, ich vermute, er nimmt es mit Gelassenheit.
Schlagwort: Altstadt Nord
Apropos Cöln – The Concept Store, Mittelstr.
Ist ja wohl voll Asi, diese dicke Kette, könnte jetzt der ein oder andere denken (Asi ist übrigens ein Wort, das ich erst in Köln kennengelernt habe und abwertend u.a. jene bedauernswerten Menschen bezeichnet, die aufgrund von Arbeitslosigkeit nur wenig Geld haben und dennoch mit oft unglücklicher Wahl versuchen, mit der Mainstreammode Schritt zu halten). Tatsächlich verkehren hier nur Reiche (und Leute, die mal staunen wollen, so wie ich), die ausgestellte Ware ist deshalb nicht ausgezeichnet, weil man wohl davon ausgeht, daß Preise für die Besucher dieses Ladens eh keine Rolle spielen. Ich würde es ja gern sehen, wenn beide Farben zur gleichen Zeit an den Füßen getragen werden, an jedem Arm ein Täschchen, vielleicht kreuzartig angeordnet?
Gürzenichstr.
Zu meiner Überraschung war gestern verkaufsoffener Sonntag in der City, warum, weiß ich nicht, irgendein Anlaß muß ja eigentlich immer gegeben sein, um die Sonntagsruhe zu stören. Meine Spaziergangsbegleitung kam auf die Idee, mal eben nach ganz bestimmten Hemdchen zu sehen, und bei der Gelegenheit konnte ich feststellen, daß Unterhosen für Männer dort 19,95 Euro das Stück kosten und zwei Jahre Garantie haben. Zwei Jahre – kein Scherz! Ob man die zwischendurch waschen darf, oder erlischt die Garantie sonst?
Rudolfplatz
Ist das etwa eine Aufforderung zur Gewalt? Militanter Antiamerikanismus? Nein, ich interpretiere das als eine Mahnung an ein Land (gemeint ist Deutschland), das an einem Krieg beteiligt ist, der völkerrechtlich ungesetzlich ist, von dem die Bevölkerung aber unmittelbar nichts merkt und sich deshalb kaum für ihn interessiert. Wir sind nicht unmittelbar betroffen, also geht es uns nichts an. Aber was wäre, wenn plötzlich wir dieselben Erfahrungen machen müßten wie die Bevölkerungen der Länder, an deren Besetzungen wir beteiligt sind?
Die Interpretation, da läge bloß jemandem der Hamburger quer im Magen, ist vielleicht auf den ersten Blick naheliegend, kann ich aber ausräumen: Das Klebegraffito findet man überall in der Stadt, in verschiedenen Größen.
Brüderstr.
Antoine Bourdelle (1861 – 1929), zeitweise ein Assistent Rodins, schuf diese Plastik im Jahre 1887 (erster Guß 1925). Sie stellt Sappho dar, die bedeuendste Lyrikerin der Antike aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., die auf der griechischen Insel Lesbos lebte und lehrte.
Bourdelle hatte großen Einfluß auf die Bildhauerei seiner Zeit, bedeutende Künstler wie z.B. Alberto Giacometti und Aristide Maillol waren seine Schüler.
Die Skulptur steht sinnigerweise vorm Schauspielhaus und neben der Oper.
Früh am Dom
Früh-Kölsch ist, glaube ich, auch bundesweit bekannt, oder? In den Brauereien in der Altstadt, von denen Früh nur eine ist, wird natürlich gar kein Bier mehr gebraut, es sind meist sehr große Bierhäuser mit saalartigen Räumen, wo man auch traditionelle Speisen zu sich nehmen kann, also „Halve Hahn“ (ein Roggenbrötchen mit einer dicken Scheibe Gouda), „Himmel un Äd“ (gebratene Blutwurst mit Kartoffelpürree und Apfelmus) und andere Scheußlichkeiten. Das Publikum, das meist aus Touristen besteht, wird mit schlechter Qualität und hohen Preisen abgezockt, dafür wird mit einer gewissen Urigkeit nicht gespart: Die Kellner, Köbes genannt, haben das Recht, so höflich zu sein wie sie wollen. Da sie, wie viele Arbeitnehmer mit miesen Jobs, oft schlecht gelaunt sind, muß man immer damit rechnen, angblafft oder zumindest mit ausgesuchter Unhöflichkeit behandelt zu werden – herrlich!! Mich hat man da schon seit Jahren nicht mehr gesehen.
Roncalliplatz
Ja – was ist denn das für ein zeterndes Männchen? Rumpelstilzchen kurz nach der Enttarnung? Die Figur trägt Mitra und Bischofsstab – Bischofsstab? Ja, aber einen besonderen: Der normale Bischofsstab hat wie ein Hirtenstab oben eine Krümmung, soll heißen: Der Bischof ist der Hirte seines Bistums. Nur ein Bischofsstab hat anstelle einer Krümmung ein Kreuz, nämlich der des Papstes. Da die Figur (von ca. 30 cm Höhe) auf einem Zaun steht, der den Roncalli-Platz von der Südfassade des Doms trennt, nehme ich an, daß sie den Papst Johannes XXIII. darstellt, der mit bürgerlichem Namen Angelo Giuseppe Roncalli hieß und Anfang der 60er Jahre mal den Dom besucht hat. Der aufgeregte (ich nehme an: Segens-)Gestus ist vielleicht dem sprichwörtlichen italienischen Temperament zu verdanken?
City at night
Kleine Spielerei, inspiriert von Louis Malles Film „Fahrstuhl zum Schafott“ – leider hatte Jeanne Moreau gerade keinen Termin frei.
Konrad-Adenauer-Ufer
Die MS Rheintreue ist eins von zwei Schiffen, das einlädt zur Panoramafahrt, die ungefähr 65 Minuten dauert und 6,80 Euro kostet. Am Schokoladenmuseum kann man aus- und wieder zusteigen, ebenso am Wendepunkt Rodenkirchen, einem kleinen Städtchen südlich von Köln. Während der Fahrt hat man das zweifelhafte Vergnügen, die vom Rhein aus sichtbaren Sehenswürdigkeiten in deutscher und englischer Sprache benannt zu bekommen („On se rait sait yu sii se Doom“). Nein, ich will nicht lästern, es ist schon okay, aber der Wahrheit zuliebe muß ich sagen, daß die schöne Rheinlandschaft erst hinter Bonn anfängt. Wenn man sich etwas Gutes tun will, sollte man auf einem größeren Schiff eine Tagestour in die kleine Stadt Linz buchen (23 Euro Hin- und Rückfahrt, ab Juni).