Wer in der Straßen-/U-Bahn schwarzfährt, muß 60 Euro zahlen, kann dann aber weiterfahren, wohin auch immer er will. Wer in der U-Bahnhaltestelle raucht und dabei erwischt wird, muß 15 Euro zahlen – darf der die Kippe dann zu Ende rauchen? In der U-Bahn rauchen kann übrigens ziemlich teuer werden: „Bis zu 1000 Euro“ wird angedroht, was auch immer das heißt, „bis zu“. Bei Zigarren vielleicht? Oder Joints? Die KVB haben in diesem Jahr eine „Sauberkeitoffensive“ [sic] gestartet. Gemeint ist nicht zusätzliches Reinigungspersonal oder im übertragenen Sinne mehr Pünktlichkeit („Sauber, da ist ja die Bahn“), sondern das Verbot von Essen und Trinken in den Bahnen, nur Wasser und Müsli-Riegel sind erlaubt. Wer dagegen verstößt, muß die Bahn verlassen – „oder 20 Euro zahlen“ habe ich auf einem Plakat gelesen. Da ist die Antwort: „oder“! Für einen 20er darf man also aufessen und für 15 Euro auch noch eine rauchen.
Schlagwort: Altstadt Nord
Rathausplatz
Die Mikwe, ein altes jüdisches Ritualbad aus dem 12. Jahrhundert, ist durch einen 16 m tiefen Schacht mitten auf dem Rathausplatz begehbar. Das Bad diente, wie gesagt, nicht der hygienischen, sondern der religösen Reinigung, wer sich detaillierter dafür interessiert, kann hier nachlesen. Um sie vor Wind und Wetter zu schützen, hat man ein kleine Glaspyramide darüber gesetzt – die auf dem Bild wegen naher Bauarbeiten abgedeckt ist.
Stadtmuseum
In einer Ausstellung im Stadtmuseum mit Werken von dem Kölner Fluxus-Künstler Wolf Vostell (1932 – 1998) hängt ein Knoblauchzopf an einem Band, auf dem Schild daneben steht irgendwas von Energie (wenn ich mich recht erinnere). So einfach kann Kunst sein.
Hauptbahnhof
Im Zeitcafé laufen die Uhren anders – nämlich gar nicht, Kunststück, ohne Zeiger. Man geht also hinein, trinkt Kaffee und mampft Kuchen (keine Ahnung, ob er gut ist), bis man nicht mehr mag, die zeigerlose Ewigkeit läßt alles zu. Kommt man wieder heraus, ist keine Zeit vergangen, denkt man – und ist entsetzt, daß der Personalchef schon die Entlassungspapiere unterschreibt, weil man drei Tage nicht erschienen ist.
Paradiese sind trügerisch, man sollte ihnen nie trauen: Ein einziger eigener Gedanke, und man fliegt hinaus. Kaum draußen, merkt man, was man alles verpaßt hat.
Frankenwerft
Direkt in der historischen Altstadt an der Rheinpromenade, wo der Touristentrubel ist, steht dieses Häuschen zum Verkauf. Breit ist es nicht, aber für eine Person reicht’s wahrscheinlich. Wer mich sponsorn möchte – bitte, kein Problem, ich werde für alle Zeiten den Namen des edlen Spenders auf meine Pullover sticken lassen.
Hänneschen am Eisenmarkt
Das Hänneschen-Theater ist ein Mundart-Puppentheater mit langer Tradition. Schon seit 1802 finden regelmäßig nachmittags Kinder- und abends Erwachsenenvorstellungen statt. Die Figuren werden jeweils an einem Stock geführt, eine weitere Stange bewegt den rechten Arm. Während der 5. Jahreszeit werden Karnevalssitzungen persifliert, in der Vorweihnachtszeit führt man Krippenspiele auf. Die Hauptfiguren sind das Hänneschen, seine Schwester/Freundin (je nach dem Alter des Publikums) Bärbel, Tünnes und Schäl und andere, manchmal werden auch, wie bei Spitting Image, lebende Personen karikiert.
Der Stadtführer Martin Stankowski weiß zu berichten: „Zur Wiedereröffnung [am Eisenmarkt] am 31. Juli 1938 spielte man die Geschichte der alten Stockpuppen-Bühne nach. Dabei trat ein Bösewicht und Halsabschneider auf, der die Gründung des Hänneschen fast verhindert hätte, eine ausbeuterische und habgierige Person in Gestalt des jüdischen Pferdehändlers Abraham Schmul. Solche antisemitischen Tendenzen waren keine Ausnahmen in der Zeit […]“.
Schokolädsche jefällisch? 1 Groschen!
Es war die Kölner Schokoladenfabrik Stollwerk, die im Jahre 1887 die ersten Verkaufsautomaten in Deutschland aufstellte, nach nur sechs Jahren waren es bereits 15000 Stück, die in den Städten die Bewohner zum Naschen verführen sollten. Die Idee kam so gut an, daß Stollwerk eine Schokoladenautomatenfabrik in New York errichtete, schon nach kurzer Zeit standen über 4000 auf New Yorker Bahnhöfen. (Quelle: Wikipedia)
Dieses Exemplar kann man im Kölner Stadtmuseum bewundern.
Heute gibt es die leider nicht mehr – warum können eigentlich in einer Stadtmöblierung nicht wenigstens ein paar alte Stücke stehen, irgendetwas, was schon immer da war? Allein aus Loyalität würde ich ab und zu ein Stück Schokolade ziehen, auch wenn ich kaum welche esse. Stattdessen steht aufwändig am Ende der miniaturisierten Produktionsstraße im Schokoladenmuseum ein großer Schokoladenbrunnen, an dem eine Angestellte herumsitzen muß, um jedem Besucher einen (!) Keks zu reichen, den sie vorher in die flüssige Schokolade getaucht hat. Der Automat um die Ecke wäre mir lieber.
Quatermarkt, Alt St. Alban
Alt St. Alban ist war eine der ältesten Pfarrkirchen, mitten in der historischen Altstadt. Im Mittelalter mehrmals umgebaut, hat man sich nach dem 2. WK entschlossen, die Ruine nur zu sichern und als Mahnmal stehen zu lassen. Die Fassade ist von 1896.
Im dachlosen Inneren steht eine Kopie der Figurenguppe „Trauerndes Elternpaar“ von Käthe Kollwitz, das Original befindet sich auf einem belgischen Soldatenfriedhof.
Zur Zeit wird hier restauriert, im Hintergrund sieht man den Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums.
Typisch für Köln: Gleich gegenüber sieht man ein Beispiel rein funktionaler Nachkriegsarchitektur, die wenigstens eine schöne Spiegelung hergibt.