Wasserbusse

Immer mal wieder gibt es in Köln Ideen, die eine zeitlang diskutiert, dann aber wieder vergessen werden – andere Dinge sind dann wichtiger. Zu Anfang des Jahres kam wieder mal die Idee von Wasserbussen auf: Die Stadt wird immer größer, das Rechtsrheinische – immer noch oft schmählich als „schäl Sick“ (=falsche Seite) bezeichnet – gewinnt an Bedeutung und an neuen Wohnungen, was zu noch häufigeren Verstopfungen der Brücken führt. Ein regelmäßig verkehrender Wasserbus, etwa von Leverkusen im Norden über zahlreiche Zwischenstopps bis Rodenkirchen oder gar Wesseling im Süden, das halten nicht wenige für gut. So hat der Stadtrat der Verwaltung eine Prüfung der Angelegenheit auferlegt. In der Verwaltung arbeiten 17.000 Leute, das ist die Größe einer Kleinstadt, da kann man nicht mal so eben einfach mit völlig neuen Vorschlägen kommen, das erzeugt vermutlich eine sich lawinenartig verbreitende Panikwelle in den Köpfen der Verantwortlichen, deren Abteilungen eventuell an dem Prozeß beteiligt sein könnten, und es dauert etwas, bis die Bedrohung abgeklungen ist. Dann wird jemand ausgeguckt (durch Streichholzziehen oder anders, ich weiß nicht genau), der oder die die im Grunde durchaus begrüßenswerten Vorschläge loben – und dann wirksam und nachhaltig abbügeln soll. Als wenn man nicht schon genug zu tun hätte! Man werde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, heißt es aus dem Verkehrsdezernat, aber leider, zu unserem größten, nein, allergrößten Bedauern, dauert das anderthalb Jahre.

Wer so lange nicht warten will, kann sich bei kultauto.de dieses Amphibienfahrzeug samt Fahrer mieten. Der Fahrpreis ist allerdings ein wenig höher als der einer Fahrt in den KVB-Bussen: 149,- Euro pro Person für ca. drei Stunden.

14 Gedanken zu “Wasserbusse

  1. Ich bin mir fast sicher, dass dieses Auto trotz stolzem Preis gemietet wird.
    Weniger sicher bin ich mir bei der Machbarkeit von Behördenentscheidungen. Dein Einblick ist wahrscheinlich noch nicht realistisch genug. Vor dem Ziehen des Streichholz fehlt noch die Diskussion 😉

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    1. Diskussionen! Ausschüsse müssen gegründet werden und Sitzungen anberaumt: Erst für die Sachbearbeiter, dann für die Stellvertreter, dann für die Abteilungsleiter, die Dezernenten nicht vergessen, und was sagt eigentlich der Betriebsrat dazu, und ist auch alles gendermäßig ausgewogen – und dann, oh je, ist schon wieder Karneval. Das Projekt muß leider verschoben werden, bei aller Liebe, vor 2025 wird das nix.

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  2. Der Kölner Kabarettist Jürgen Becker schreibt: „Im zweiten Weltkrieg haben die Briten Köln so lange bombardiert, bis nichts mehr funktioniert hat. Und dann
    haben Sie uns geholfen, eine Stadtverwaltung aufzubauen, damit das auch so bleibt.“ Nach allem, was du aus Köln schon berichtet hast, muss man ihm leider zustimmen.

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    1. „Die Verwaltung sieht die Beschlüsse des Rats offenbar mehr als lockere Empfehlung“, hat neulich ein Ratsmitglied der Grünen gesagt. Den Eindruck habe ich schon lange, die Liste der Beispiele ist schier endlos.

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    1. Ja, solche Amphibienbusse stellt man sich hier auch immer wieder vor, aber sie sind aufgrund der starken Strömung wohl ungeeignet für Köln. Die Wasserbusse für Köln werden eher Ähnlichkeit haben mit den Vaporettos in Venedig. Die Form ist dann eher die einer Fähre. Da fällt mir ein: Als ich letztes Jahr in London war, sind wir auch mit einer solchen Fähre gefahren, die mit einem ÖPNV-Ticket bezahlt wurde. Beispiele gibt es also genug.

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  3. köln liegt am rhein. da wäre es doch einfach, schon vorhandene schiffe und oder fähren einzusetzen als wasserbusse anzukaufen.
    der bund der steuerzahler hat gerade erst wieder milliardenverschwendung von steuergeldern beklagt.
    scheint, sowas stößt nur auf taube ohren.
    die stadtverwaltung von köln mit seinen 17.000 mitarbeitern gehört dem rotstift unterzogen, wenn nur mist dabei rauskommt.

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    1. So ein regelmäßiger Verkehr über den Rhein, also mit festem Abfahrtsplan und mindestens einmal pro Stunde an jeder Haltestelle, wäre wirklich sinnvoll, das würde es für viele Pendler vermutlich attraktiver machen, mit dem Rad zu fahren oder mit dem öffentlichen Nahverkehr, wenn die Anschlüsse klug gewählt sind. Die Form der Wasserbusse müssen dabei nicht die Form der anderen Linienbusse haben, die auf dem Land fahren, Amphibienbusse, wie sie z.B. in Hamburg für Touristen eingesetzt werden, sind aufrund der starken Rheinströmung für Köln sowieso ungeeignet, habe ich jedenfalls gelesen.

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        1. Brauche ich nicht – ich gehe davon aus, daß mein Blog sowieso jeden Morgen als erstes von der Oberbürgermeisterin und den anderen wichtigen Personen in der Stadtverwaltung gelesen wird. Dein Vorschlag ist also schon angekommen.;-)

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