Chlodwigplatz

„Nää – wat es dat dann!!“, wird sich so mancher Eingeborene fragen, wenn er aus dem Tunnel der neuen U-Bahnstation am Chlodwiplatz nach oben geht: Ganz neu und schon so vollgesaut, wie haben die das denn geschafft? Ich bin ein Freund von Graffiti-Kunst, wie ihr wißt, aber hier war mein erster unwillkürlicher Gedanke: Narrenhände beschmieren Tisch und Wände.

Tatsächlich ist das hochoffizielle, gut bezahlte Kunst, die die Künstlerin Katharina Grosse hier im Auftrag der Kölner Verkehrsbetriebe angebracht hat. Die Künstlerin, eine Professorin für Malerei, ist hochangesehen, ihre Werke sind international in vielen Museen zu … bestaunen (aus welchem Grund auch immer: Weil man sie bewundert, oder weil man sich wundert). Schön bunt, immerhin. Schade, daß sie nicht den ganzen U-Bahnhof anmalen durfte, das wäre mal radikal gewesen. Vielleicht lassen sich ja noch ein paar freie Streetartisten finden, die das freiwillig und unbezahlt übernehmen.

Die neue Linie 17 fährt nun übrigens südlich der Einsturzstelle des Historischen Archivs vier neue und drei alte (oberirdische) Haltestellen an, die letzteren parallel zu noch einer anderen Linie. Außer morgens und abends pendeln die Bahnen so gut wie leer immer hin und her, hin und her, hin und her …
Eine schöne Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für U-Bahnführer.

15 Gedanken zu “Chlodwigplatz

    1. Videbitis

      Natürlich an der Fotografie …:-). Nein, quatsch, aber ich danke Dir für das Kompliment. Es spricht ja für das Kunstwerk, wenn es verschiedene Empfindungen hervorruft.

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  1. Hab mich geade mal kundig gemacht: Es gibt in NRW noch immer „Kunst am Bau“, die Regelung, dass etwa 1 Prozent der Bausumme öffentlich geförderter Bauprojekte für Kunst ausgegeben werden muss.Eventuell ist die Künstlerin deshalb in den Genuss des Auftrags gekommen. Da hätte man natürlich keine Street-Artisten beauftragen können, denn was die machen, kostet ja so gut wie nichts.

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    1. Videbitis

      Danke für Deine Recherche, ich hatte mich schonmal gefragt, ob die Regelung noch gilt.
      Du sprichst einen weiteren Punkt an, weshalb dieses Werk mir sauer aufstößt (was aber mit der ästhetischen Beurteilung nichts zu tun haben sollte, die Künstlerin kann nichts dafür): Die Künstlerin bedient sich der Mittel der Streetart, sie benutzt zwar nicht Spraydosen und einen Schal vor dem Mund, sondern Spraypistolen, die mit großen Tanks verbunden sind, wie es vermutlich in Lackierereien üblich ist, und einem Ganzkörperschutzanzug, die Mittel sind aber prinzipiell dieselben wie in der Graffitikunst. Die Kölner Verkehrsbetriebe, der Auftraggeber, sind schon zeit Jahrzehnten Mitglied der KASA, der „Kölner Anti Spray Aktion“, deren vordringlichstes Ziel es ist – überspitzt gesagt – Streetartkünstler zu kriminalisieren. Offenbar hat man da aber kein Problem mit dieser Art von Kunst, wenn die Künstlerin eine Professorin ist, deren Werke in Museen hängen. Diese Heuchlei ist zum kotzen, besonders, wenn man die Qualität dieser Arbeit mit der anderer, nicht gutsituierter Streetartkünstler vergleicht, die – wie ich finde – sehr viel besser sind … aber hier muß ich natürlich aufpassen, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, wie gesagt, dafür kann die Künstlerin ja nichts.

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      1. Es könnte auch Kalkül dahinter stecken, indem die meisten Streetartisten die Werke anderer respektieren und nicht übersprayen, verhindert man unkontrollierte Eingriffe in die Gestaltungshoheit der KVB. Ich finde es schäbig, wenn auf diese Weise Mainstreamkunst gegen Streetart, also Undergroundkunst ausgespielt wird.

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  2. nevertheless13

    spontan fiel mir eine textzeile eines songs von nina hagen ein: alles so schön bunt hier… 😉

    es ist in deutschland wie in anderen ländern wohl auch, wer sich mit einem titel schmücken kann darf fast alles und wird gut bezahlt.
    damit will ich ihre professur nicht schmälern, aber diese heuchelei ist zum kotzen.

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    1. Videbitis

      Es würde mich nicht wundern, wenn ihre Stellung und die Anzahl der Museen, die ihre Werke gekauft haben, den Ausschlag gegeben haben für ihre Wahl als Künstlerin für diesen Bahnhof.

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  3. Das Werk für sich genommen ist nicht schlecht anzusehen, gleichermaßen aber auch nichts Außergewöhnliches / Bemerkenswertes. Es bringt Farbe an die sonst so tristen grauen Wände, das ist aber auch schon alles. Wie du schon in einem anderen Kommentar sagtest: es lässt dich kalt. Dito. Aber bei mir eher „kalt“ mit Hang zu „gut“. Neulich in London empfand ich manchen U-Bahnhof (ich glaube, Westminster ist da ein gutes -oder eher gesagt: schlechtes- Beispiel) als ziemlich „unfertig“ und trostlos angesichts einer Rohbau-Optik, von der ich nicht sagen konnte, ob sie gewollt war oder man einfach nur vergessen hat, die Arbeit zu beenden.

    Hinsichtlich der weiteren Diskussion wird hier aber tatsächlich Einiges ad absurdum geführt.

    Letztendlich: ich mag deinen Blick auf die Dinge. Immer wieder auf’s Neue.

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    1. Videbitis

      Genau, Du sagst es: Rohbauoptik, das ist auch hier stark in Mode. Ich kann mich erinnern, ich stand mit meiner Begleiterin zum ersten Mal in einer der neuen Ubahnstationen, und wir fragten uns: Bleibt das jetzt so, oder ist das jetzt fertig? Überall sieht man den glatten grauen Sichtbeton, Rohre und Kabel laufen gebündelt und unverkleidet kilometerlang an den Wänden, es gibt viel neonartiges Licht, und Farbe ist nur sehr spärlich eingesetzt. Da fällt es wirklich positiv auf, wenn mal eine Wand schön bunt angemalt ist. Allerdings hätte man auch einen Kindergarten beauftragen können … nein, das war jetzt eine gemeine Bemerkung, und ich bin sonst strikt dagegen, daß Kunst von Erwachsenen dadurch diskreditiert wird, daß man sagt, das könne doch jeder Affe oder jedes Kind. In diesem Fall finde ich es allerdings sehr bedauerlich, daß man nicht echte Graffitikünstler beauftragt hat – das will man natürlich nicht bei der KVB, der Graffitikünstler an sich ist der natürliche Feind der Firma. Blöd.

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      1. Genau diesen Gedankengang hatte ich in Westminster auch: muss das so, kommt da noch was? Es fehlte tatsächlich nur der Bauschutt, das war der einzige Unterschied zu einer „richtigen“ Baustelle.

        Kunst darf alles, sagt man doch. Und das ist auch gut so.

        Willkommen zurück, übrigens!

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