Müngersdorf (teilweise)

Den Stadtteil Müngersdorf kennen viele, weit über die Stadtgrenzen hinaus, auf diesem Platz allerdings, an dem das Weinlokal-Café „Vini diretti“ liegt, war vermutlich bisher kaum ein auswärtiger Besucher: Das 45.000 Fans fassende Fußballstadion, das heute nach einem der großen Energiewucherererzeuger benannt ist, liegt auf der einen Seite der Ausfallstraße, auf der anderen das beschauliche Wohnviertel. Das Lokal hat ausgezeichneten Kaffee, leckere kleine Küchlein, und der Wein ist bestimmt auch gut, es war zu früh, ihn zu probieren.

Da geht’s übrigens hoch, um den kleinen Platz zu erreichen, vorbei an der neuromanischen Kirche mit markantem Doppelturm – ein riesiges Gebäude für ein kleines Viertel (Demut, Hochmut – darüber sollte man sich angelegentlich mal Gedanken machen als Christ – nicht mein Bier also).

Dieses bescheidene Gebäude ist etwas ganz Besonderes. Und das ist der Grund:

Jaah – *räusper* gut, Heinrich Böll war ja nun auch kein Architekt, sondern Schriftsteller, ich habe seine Bücher immer sehr gern gelesen. Und der Baum ist wirklich schön.

0 Gedanken zu “Müngersdorf (teilweise)

  1. Ja auch Böll ist wohl viel rumgekommen.
    So ein Baum ist in der Stadt ja ein besonders willkommener Freund. Aber natürlich auch immer ein Dunkelmacher, wenn er so nah am Fenster steht. Freud und Leid des Stadtbewohners.

    Like

  2. Okay… als auswärtiger Besucher… habe ich mir ein Weinlokal auch anders vorgestellt… bzw. bin doch etwas anderes gewohnt. 😉
    Wein erleben… boah… :))

    Lachen musste ich auch über den fast schon trotzig klingenden Satz:
    „An keinem Ort lebte Böll länger als…“
    Na-ja… das musste dann wohl mal gesagt werden! *gg*

    Like

  3. Hauptsächlich wohnte er wohl in Köln und Umgebung. Der Stolz, der da mitklingt in dem Widmungstext, ist rührend-trotzig, finde ich: Seht her, aus unserer Mitte entspringen Nobelpreisträger und Bauherren in Personalunion! Jawohl!

    Ich hätte lieber einen Baum vorm Fenster als ungehinderten Lichteinfall. Bäume machen eine Großstadt überhaupt erst bewohnbar.

    Like

  4. Stimmt ja, *lach*
    Hier wurde der Grundstein gelegt für seine spätere Genialität- WIR schreiben das uns zu Gute, uns und unseren Bäumen….*smile*

    Letzter Satz ist sehr gut.
    Wie so ein Zitat. Wer sagte: „Bäume machen eine Großstadt überhaupt erst bewohnbar.“
    War es
    a) Julia Butterfly Hill
    b) ein unbekannter Kölner Blogger
    oder
    c) Die Sängerin Alexandra?
    (Wer es weiß gewinnt eine Fahrt zur Heinrich-Böll-Gedenktafel inclusive einem Kännschen Kaffee und einem Stücksken Sahnetorte)

    Like

  5. Eine altdeutsche Stube, dunkles Mobiliar auf Barock getrimmt, alte Eichenfässer mit Blumengestecken, Weintraubengirlanden aus Plastik, die sich um alte Wagenräder ranken, die reihenweise an den Wänden hängen? Solche Weinstuben gibt es hier in der Gegend natürlich auch. „Vini diretti“ – also Weine direkt aus der Traube (?) – orientiert sich wohl eher an italienischen Weinbars, wo man schnell mal eben einen Espresso und einen Grappa im Stehen schlürft. Woher hier dafür allerdings die Kundschaft herkommen soll, ist mir schleierhaft. Aber wie gesagt, Kaffee und Kuchen ausgezeichnet, nette Leute, ruhige Atmosphäre.

    Jawohl!! – da kann man stolz drauf sein, daß Böll seine Anregungen für seine Abrechnung mit dem heuchlerischen rheinischen Katholizismus aus diesem Viertel bezogen hat! … ääh … ja. Jedenfalls hat er das Haus gebaut. Selbst!!

    Like

  6. „Mein Freund der Baum …“ *flöt flöt* – hat mich stark berührt früher, die rauchige Stimme, die melancholische Melodie. Aber nein, die war’s nicht, ich weiß es, die Lösung heißt b), Du meinst natürlich den weltbekannten Kölner Lichtbildblogger. Gewonnen, jetzt kann ich mir selbst einen ausgeben, hm, wann mach ich das … vielleicht heute eher gehen und Birne Helene bei Café Braun kaufen …

    Like

  7. Alexandra hatte immer diese Aura unendlicher Traurigkeit um sich. Nun ja und ihre Geschichte ist sehr spooky.

    Ach den weltbekannten….(wie hieß der noch?).
    Jaja, die Birne Helene. Erinnerst du dich noch, Apfeltasche und Schokopudding mit Mandelstiften…*lach*
    Ich werden mir das demnächst mal am Zwischenahner gönnen, Appelkuchen mit nem Klacks Sahne. Schöner Vorgeschmack auf das Rentnerdasein.

    Like

  8. Ich werde Samstag Abend auflaufen und wohl noch einen Blogbesuch dabei haben, eventuell auch noch das große Kind.
    Und ich werde auf jeden Fall mal Stativ und Kamera dabei haben! 😉

    Like

  9. *lach* Da hast Du ein wunder-herrliches Beispiel herausgepickt… :))
    Eigentlich eine wunderschöne Altstadt…
    aber die Hölle wenn die Busse ankommen.

    „Hier“ wächst eine neue Generation von (Jung)Winzern heran, mit tollen Ideen nicht nur beim Weinanbau. Immer mehr „entstauben“ die Gutsschänken… oder machen sog. „Vinotheken“ auf. Der Stil ist dann schon fast mediterran… einfach zum Wohlfühlen.

    Like

  10. das zweite Foto mag ich besonders, es riecht nach Feuchtigkeit und schattiger Kühle, wie man es manchmal im Sommer in Deutschland hat, ich erinnere mich daran, unbedingt müssen Spatzen dazu zwitschern…

    hier ist es heiß und trocken, um diese zeit schon Vieles verdorrt…

    Like

  11. Wenn sie ihn nicht inzwischen wegen notorischen Schwarzfahrens eingesperrt haben, geht er da wohl immer noch schwimmen. Was haben übrigens Rex Gildo und Freddy Mercury gemeinsam? Sie waren beide in Zeltinger verliebt. Jedenfalls behauptet der das.

    Like

  12. Super! Die Tafel hatte ich mir – leider – noch nie richtig angesehen. Herrlich, der Erbauer Heinrich Böll. Übrigens floh er regelrecht aus Müngersdorf. Vor den Rasenmähern!
    Aber er war nicht der einzige Kulturschaffenden in diesem Veedel. Nach dem Krieg wimmelte es da nur so von Künstlern, Sammlern, Musikern … Und einige spannende Häuser gibt es da immer noch zu bestaunen. Vor ein paar Jahren konnte man mal das ehemalige Wohnhaus von Gerhard Marcks von innen angucken. Das war schön!

    Vini diretti hat übrigens tatsächlich richtig leckere Weine (schon probiert!!)

    Like

  13. Echt, vor den Rasenmähern? *lach* Das kann ich mir vorstellen, die können einem auf den Nerv gehen, er konnte froh sein, daß es damals noch keine Laubbläser gegeben hat.

    Das hätte ich auch gern gesehen, das Haus von Gerhard Marcks.
    Daß der Wein da gut schmeckt, glaube ich gern, muß ich mal probieren, wenn ich mal wieder in der Nähe bin.

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s