Liebesschlösser

Wenn man von Deutz Richtung Dom über die Hohenzollernbrücke geht, begegnet man neuerdings einem merkwürdigen Phänomen: 300 bis 400 Schlösser hängen in dem Gitter, das den Gehweg von den Gleisen trennt, und die Schlösser sind mit Namen oder Initialen und Daten versehen. Ein Brauch, der, wie ich inzwischen gelesen habe, aus Italien kommt: Das Liebespaar ritzt nicht mehr ein Herz in die Baumrinde, um der Liebe symbolisch Ewigkeitswert zu geben, sondern läßt die Namen fachmännisch in Metall gravieren. Gemeinsam wird das „Lucchetto dell’amore“ an einer Brücke angebracht, der Schlüssel wird in den Fluß geworfen. Die Bahn war erst „not amused“, aber nun, solange kein „Personenschaden“ (O-Ton) droht, will man die Schlösser dulden. Die Brücke ist 400 Meter lang, da passen noch einige Schlösser dran, bevor der Zaun umfällt. Und für den Personenschaden, den die Liebe darüber hinaus noch anrichten kann, ist die Bahn eh nicht zuständig.

0 Gedanken zu “Liebesschlösser

  1. Ohaho! Mir fallen dazu leider nur böse Assoziationen ein von den Fesseln der Liebe, über den Ehekäfig oder der Beziehungskiste mit Vorhängeschloß dran.

    „Schahatz, nächste Woche ist doch unsere Scheidung- tauch doch mal eben nach dem Schlüssel!“ 😉

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  2. also, ich fand das auf den ersten blick erst mal ganz reizend. so ur-persönliche dinge (und es geht ja um nix geringeres als die liebe) im kalten öffentlichen raum haben eine sehr starke ausstrahlungskraft und etwas ganz eigentümliches. welche symbolkraft plötzlich an diesem schnöden gitter hängt!

    aber man kann sich natürlich schon fragen: muss es unbedingt so ein schloss sein? wenn es rundlich und handgeschmiedet wäre, wäre es allerdings wieder was anderes… und dass man das dann professionell eingravieren lässt, das finde ich dann eigentlich schon fast wieder typisch deutsch – obwohl es die italiener wahrscheindlich genauso machen und ich auch nicht wüsste, wie ich da so einen schriftzug reinkriege.

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  3. Schlüssel? Nix da! Das hieße ja, die Beziehung mit der gleichen Behutsamkeit zu beenden wie sie zu beginnen. Das wäre ja wohl noch schöner! Da nimmt man einen großen Seitenschneider, und in kürzester Zeit ist das Ding brutal abgeklemmt.

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  4. Und dann während er mit der Flex zugange ist, sagt sie: „Mach schnell, Mann, bist du ein Versager! Wie lange soll ich denn noch hier in der Kälte stehen…..“ usw.

    Was ich mir gar nicht vorstellen kann, ist, daß das Paar in einem romantischen Spaziergang die Brücke aufsucht und unter den zig Schlössern nach dem eigenen wühlt, um dann Händchen haltend davor zu stehen und zu sagen: Jaja, guck an, 10 Jahre sind wir nun schon aneinander gebunden.

    (Wie schön isses dagegen doch unter einem Baum mit einem Herz auf dem steht:
    Dingens & Dingens
    Big love)

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  5. Ja, aber denk nur an den armen Baum, dessen Haut auf schmerzliche Weise tätowiert wird. Daß die Schlösser da hängen – joooo mei – stört irgendwie keinen. Gut, genauso gut könnten die Leute gleich das Geld, das sie für das Schloß ausgeben, in den Fluß schmeißen, aber das ist eben nicht dasselbe. Oder auf mein Konto überweisen – hey, das ist die Geschäftsidee: Ewige Treue in Videbitis Namen, und ich kreiere ein extra Blog dafür: http://www.liebesschloss.blog.de, wo ich dann die Namen reinschreibe, natürlich nur gegen einen kleinen Obulus. Und die Liebenden müßten natürlich daran glauben, sonst macht es ja keiner. 😉

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  6. Sag mal….du hast ja ständig so Ideen, wie du auf etwas -ich will es vorsichtig formulieren eigentümliche Weise zu Geld kommen willst.
    Aber die Idee ist nicht verkehrt!
    Paß auf, wir machen das zusammen, nach der üblichen 50/50 Regelung: Trau-Blog bei Videbitis und LaWendel.
    Paare können sich dort eintragen und bekommen als Bestätigung ein Gedicht und ein Foto (du kannst dann viele schöne Schlösser fotografieren, für all die, die bei „Lucchetti dell’amore“ Blut (Eisen?) geleckt haben….)

    Übrigens Lucchetti dell’amore, das klingt wahnsinnig fantasieanregend.
    Ist es
    a) eine neue Eissorte (Amarenakirschen mit Mandelsplittern im Schokoladenmantel mit einem Hauch Pistazienpuder?)
    b) eine noch vollkommen unbekannte Sexualpraktik bei der…nun, das soll vorerst noch ein Geheimnis bleiben?
    c)ein Euphemismus für einen Knutschfleck auf italienisch?
    d) ein romantisches Wochenende in einer Suite irgendwo in der Toscana (Buchen Sie jetzt, kriegen Sie eine Pulle Olivenöl gratis!)

    Va bene!
    Mit 5 Euro sind die Leute dabei, ist das etwa nix?!

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  7. Wieso muß ich bei Lucchetti dell’amore an Handschellen denken? Ob ich der b)-Typ bin? Am besten gefällt mir a), d) nehme ich nur, wenn ich statt des Öls eine Flasche Grappa kriege.

    Solche Ideen habe ich wahrscheinlich deshalb so häufig, weil ich mir wünschen würde, daß, wenn die Leute ihr Geld schon zum Fenster rausschmeißen, sie das doch bitte in meine Richtung werfen.

    Für fünf Euro gibt es natürlich nur die Standardversion, die aber natürlich trotzdem schon sehr schön sein wird.

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  8. Und für 50 gibt es das ganze auch ausgedruckt mit Blattgold auf Bütten.

    Handschellen?! „Ach, Liebes, reich mir doch mal bitte die Lucchettis rüber, ja?“

    e) Kondome mit „Frutti di mare“- Geschmack?

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  9. Ist die romantische Liebe noch zu retten? Jedenfalls nicht durch Vorhängeschlösser.

    „Doch stiehlt sich ein Zanken das Scherzen,
    man sieht voneinander sie zieh’n,
    es scheidet das Herz sich vom Herzen,
    die Freud‘ ist für immer dahin.“

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  10. Ein wunderschöner Brauch, von dem ich allerdings noch nie vorher gehört hatte. Mag sein, daß ich hoffnungslos romantisch bin, aber mir gefällt das irgendwie… ein kleines Signal inmitten all der Scheidungen, Trennungen, Rosenkriege… und sehr umweltfreundlich im Vergleich zum Bäume ritzen ;).

    Lg
    Constanze-C

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