Wenn jemand droht, über die Wupper zu gehen, sollte man schnell zu Hilfe schreiten oder Polizei und Notfalldienst verständigen. Das sollte man hier besser unterlassen, wenn man sich nicht den Ärger der Vollzugsbeamten zuziehen will, denn wenn es einem nicht gefällt, geht man einfach wieder zurück, über die Wupper.
Ihr habt es vermutlich bereits erraten: Hier in Leverkusen nördlich von Köln mündet der Fluß Wupper in den Rhein. Für die Redensart „über die Wupper gehen“ für „sterben“ gibt es ein paar Erklärungen, die wahrscheinlichste ist jedoch diese: Der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. (das ist der, der fast seinen Sohn hinrichten ließ, hier habe ich davon erzählt) ließ in seinem Land junge Männer zwangsrekrutieren, was ja durchaus lebensgefährlich sein konnte, also flüchteten diese von der Grafschaft Mark ins benachbarte Barmen (heute Stadtteil von Wuppertal) und überquerten dabei den Grenzfluß, die Wupper. Wenn man sich im märkischen Schwelm nach jemandem erkundigte, konnte es also durchaus sein, daß man zur Antwort bekam: „Der ist über die Wupper gegangen“, sollte heißen: Für immer weg, der kommt nicht mehr wieder. Und über die Zeit wurde der Satz zu einem Synonym für „ist gestorben“.
Daß junge Männer in Deutschland vorm Militärdienst fliehen, ist später nochmal vorgekommen: Nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1956 konnten sich junge Männer dem Grundwehrdienst entziehen, wenn sie nach Berlin (West) zogen, da hier aufgrund des Viermächtestatus niemand rekrutiert werden durfte. Ich fahre morgen auch nach Berlin, ja, ich bin auch auf der Flucht, aber nicht vorm Dienst bei der Bundeswehr, sondern vor etwas viel Schlimmerem: Dem rheinischen Karneval! Das Grauen!! – in diesem Jahr mit Pfefferspray, CS-Gas und Schreckschußpistolen. Ich bin gespannt, wieviel davon zum Einsatz kommt.
Macht’s gut, bis in zwei Wochen.