Urlaub, Wanderung Panoramaweg Taubertal, 1. Etappe

Auf geht’s, die erste Etappe unserer fünftägigen Wanderung hat 23 Kilometer. Einige erinnern sich vielleicht, im letzten Jahr haben wir sowas schonmal gemacht, eine Wanderung über den Eggeweg, die Hotelzimmer sind im Voraus gebucht, inklusive Gepäcktransfer, so daß man nur noch einen kleinen Rucksack für den Tagesproviant mitschleppen muß.

Der rote Schirm ist natürlich auch wieder dabei – das wichtigste Utensil, wie sich herausstellen sollte, denn im Gegensatz zum Eggeweg verläuft der Panoramaweg Taubertal mindestens zur Hälfte nicht im Wald, sondern in der prallen Sonne – puuuuh!, bei 28° im Schatten sind das bestimmt gern 40/45° in der Sonne, und wenn es dann auch noch bergauf geht, kommt man ins Schwitzen. Und ins Fluchen.

Natürlich sind wir gut ausgerüstet, ein kleiner Wanderführer in Buchform und die umfangreiche Beschilderung des Wanderweges (der Schuh) sorgen dafür, daß man sich nicht verläuft. Haben wir jedenfalls gedacht. Nach ca. 10 Kilometern müssen wir feststellen, daß das Buch und die Zeichen sich nicht mehr entsprechen, das Buch sagt links, die Zeichen rechts, und in der Folge ist ein totales Durcheinander. Himmel, Arsch und Zwirn – das gibt’s doch gar nicht!! Folgen wir dem Buch, haben wir bald das Gefühl, völlig verloren in der weiten Pampa zu stehen, folgen wir den Zeichen, geht es über gefühlte Umwege weiß der Geier wohin.

Abenteuer Wandern. Der Wein ist leider noch nicht so weit, um uns vor dem Verhungern zu schützen, falls die Irrungen und Wirrungen weitergehen. Später stellte sich folgendes heraus: Der Tourismusverband Taubertal wollte gern, daß der Panoramaweg zu einem „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ wird, eine Auszeichnung, von der man sich eine Verbesserung des Tourismus versprach. Um diese Auszeichnung zu bekommen, dürfen allerdings nur 20% der Wege auf Asphalt verlaufen – mit anderen Worten: Der Wanderweg verläuft nun zum großen Teil anders, als in den Karten und Wanderbüchern vermerkt, und das schon seit Januar 2012. Buchhandel und Wanderorganisationen bieten aber immer noch das alte Material an, was besonders übel ist, wenn man erst während der Wanderung bemerkt, daß irgendwas nicht stimmt. Ich habe jedenfalls den für diese bodenlose Inkompetenz Verantwortlichen alles denkbar Schlechte an den Hals gewünscht, die Leute können froh sein, daß Verwünschungen heutzutage nicht mehr wirken.

Aber schließlich haben wir es doch geschafft – Creglingen, ein kleiner Ort an der Tauber, ist unser Etappenziel. Im Zentrum brummt der Bär …

… aber keine Sorge, falls im Getümmel mal Feuer ausbricht, am Rathaus kann man mit einer Vierteldrehung die Feuerwehr rufen.

Wieso fällt mir in diesem Ort der alte römische Spruch „Die Todgeweihten grüßen dich“ ein?

Ob es an den Schweinchen liegt, die fröhlich ihrer Zukunft bei der Metzgerei entgegensehen?

Hinter dem Norma kommt noch ein Edeka, der genau so groß ist. Wer soll da alles einkaufen, frage ich mich …

Als wir auf der Terrasse des Herrgottstals (geöffnet von 18 bis 20 Uhr) essen, fahren fünf Rocker ihre schweren Maschinen auf den Hinterhof. Jedenfalls sahen sie so aus. Der freundliche Wirt klärt uns auf: Die Motorradfahrer, die teilweise sogar aus Schweden kommen, fahren jedes Jahr durch Deutschland und veranstalten Sammlungen für krebskranke Kinder (oder so ähnlich). Und im letzten Jahr gab es sogar ein Harley-Davidson-Treffen. In Creglingen!

Und noch eine Sensation hat der Ort zu bieten: Das Hauptwerk von Tilman Riemenschneider, dem wohl bedeutendsten Bildhauer und -schnitzer der Frührenaissance in Deutschland, ein Marienaltar.

1510 wurde er fertiggestellt, 1530 zugeklappt – und dann für 300 Jahre nicht mehr geöffnet. Nach der Reformation wurde die Kirche evangelisch, die Marienverehrung der Katholiken fand man degoutant. Erst ein neugieriger Ratsherr hat um 1830 wissen wollen, was eigentlich hinter den Altarflügeln zu sehen ist.

Fortsetzung folgt.