Das Wir entscheidet – aber wer ist das, Wir? Wir Gewerkschafter, die schon länger als acht Jahre auf den Mindestlohn warten? Wir Hartz-IV-Empfänger, die den Status als Schmarotzer der Nation dem Genossen Schröder verdanken? Kann schon sein, daß die entscheiden, daß wir weitere vier Jahre von den „Es-soll-alles-so-bleiben-ist-doch-alles-supergut“-Parteien regiert werden.
Morgen ist es also soweit – Deutschland findet den Superstar. Warum macht man die Wahl eigentlich nicht per Telefonvoting? Dann würden auch wieder mehr junge Leute wählen, die sind doch inzwischen für diese Wahlform konditioniert und erwarten eigentlich nicht viel vom Resultat, wenn nur eine gute Show mit Bohlen oder Raab geboten wird, und wenn man dann noch für jeden Anruf 50 Cent einzieht, hat man gleich ein gutes Polster, um z.B. für Hotelunternehmer die Steuern zu senken, oder um „systemrelevante“ Banken zu pampern.
Inzwischen ist es ja modern, nicht zu wählen, also jetzt nicht nur unter den Doofen, sondern auch unter vielen Intellektuellen, die das mit groß ausgearbeiteten Begründungen rechtfertigen, die aber alle ganz einfach darauf hinauslaufen, daß die SPD nicht mehr das kleinere Übel ist. Das war war ja jahrelang der einzige Grund, die zu wählen, und inzwischen ist er weggefallen, die beiden sogenannten großen Volksparteien rufen die gleiche Übelkeit hervor. Ich kann das verstehen.
Allerdings gibt es einen Grund, doch zur Wahl zu gehen: Je geringer die Wahlbeteiligung ist, desto größer ist die Chance für die „Partei der Besserverdienenden“ FDP, über die 5%-Hürde zu kommen. Ist ja klar: Wenn in einem Dorf mit 21 Einwohnern nur drei Leute wählen, und einer wählt FDP, dann haben die 33% der abgegebenen Stimmen. Wenn aber alle wählen, und einer wählt FDP (ein Blöder ist ja immer dabei), dann hat die FDP die 5%-Hürde nicht geknackt und ist draußen (wo sie hingehört). Deshalb: Wählt, was ihr wollt (außer FDP), aber geht wählen!
Collage: Trithemius.de