Bahnhofshalle

„Happiness is a warm gun (Bang Bang Shoot Shoot)“ (Beatles) – oder was soll das bedeuten? Und befrackte Ratten zeigen ihre Ehrerbietung … wo bleibt da die Bahnpolizei? Subkulturelle Graffiti an Bahneigentum ist ein eigenes Kapitel in der deutschen Rechtsgeschichte, die Bahn hat eigene Sonderkommissionen gebildet, um der sprayenden „Verbrecher“ habhaft zu werden!

Ach soo – ist nur Werbung, das ist natürlich was anderes … geradezu künstlerisch, diese Darstellung – finden wahrscheinlich auch die verantwortlichen Bahnoberen. Außerdem bringt das natürlich jede Menge Geld.

Weihnachtsmarkt Heumarkt/Alter Markt

Am Heumarkt stehen Adventskränze, die an Richtfest erinnern – ich dachte schon, der U-Bahn-Neubau wäre endlich fertig, aber nein. Der halbe Platz ist besetzt von einer Eislauffläche, daher stehen die Buden eng an eng. Aber auch ein Riesenrad gibt’s hier … oder heißt das Zwergenrad? Keine Ahnung, aber verglichen mit dem hier von Karen …

Die Spielsachen machen einen nostalgischen Eindruck – also für Groß und Klein.

Auch der Weg zum nahen „Alter Markt“ ist von Buden gesäumt, Trödel, Emaille-Schilder, alte Zeitschriften, Porzellan – aber die Bäume sind ablenkende Eye-Catcher.

Der halbe „Alter Markt“ ist Baustelle wegen der U-Bahn, jede freie Stelle wurde für den Weihnachtsmarkt genutzt, wo die Massen durchgeschleust werden. Weit über 10 Millionen (sic!) Tagesbesucher kommen zu den Kölner Weihnachtsmärkten, an den Wochenenden werden Straßen abgesperrt, damit die Busse die Leute ungefährdet ausladen können, und so ist es kein Wunder, daß man manchmal keinen Blick auf die ausgestellten Waren werfen kann, nur von fern sehe ich: EinStand mit hochprozentigem Obstler, einer mit besonderem französischen Käse, beim toskanischen Gebäck bin ich durchgekommen:

Diese Sterne sind seit ein paar Jahren groß in Mode, aber ich finde sie auch ganz hübsch.

Das Steingut findet auch reges Interesse – wer kauft sowas? Also jetzt mal allein vom Gewicht her, da ist man weit angereist mit dem Bus und muß nun den ganzen Abend schweres Geschirr durch die Gegend schleppen? “ Vattern, nimm Du mal!“

Puuh – und durch, anstrengend. Den Weihnachtsmarkt am Dom erspar ich euch, da habt ihr nochmal Glück gehabt.

Märchengalerie in der Schildergasse

Auch das zweitgrößte Kaufhaus der Republik tut sein Möglichstes, kommerziell von der Weihnachtsstimmung zu profitieren und sie entsprechend zu puschen. Aber das kann man ihm nicht vorwerfen, denn so funktioniert unsere Wirtschaft: Zum Wohle der Arbeitsplätze müssen die Leute kaufen kaufen kaufen, egal was, so wird es ja in jeder Nachrichtensendung geraten, wenn wir die Rezession abfangen wollen. (Wer es besonders gut meint, nehme bitte einen Kredit auf und kaufe sich ein möglichst teures Auto, Führerschein ist egal, fahren muß er es ja nicht.)
Es ist jahrzentelange Tradition, daß ca. 10 Schaufenster mit Steiftier-Märchenlandschaften dekoriert sind, von oben erklingt jeweils klebrige Weihnachtsmusik. Die Kinder sind hingerissen.

Islam-Phobiker regen sich übrigens darüber aus, daß da ein Bärchen in Araberkleidung zu sehen ist, außerdem Kamele und im Hintergrund eine Moschee – wie schwach muß man sein im Hirn? Selbst die Wellensittiche tragen Turban – unerhört!

Manche Darstellung ist vielleicht nicht so ganz gelungen … aber ich mag gerade solche Patzer.

Weihnachtsmarkt Neumarkt

Der Weihnachtsmarkt am Neumarkt im sogenannten Herzen der Stadt sah bis zum letzten Jahr noch so aus wie der, den ich gestern beschrieb, nur daß er viel größer war. Das ist in diesem Jahr ganz anders, ein neuer Betreiber hat den Zuschlag bekommen und sich offenbar viel von den mittelalterlichen Märkten abgeschaut.

Die Wege sind breiter, die Buden übersichtlicher und oft indirekter beleuchtet, der helle Lichterkettenhimmel ist einer Vielzahl von beleuchteten Sternen gewichen – insgesamt wirkt es gemütlicher, auch wenn das natürlich nicht darüber hinwegtäuschen kann, daß auch hier jede Menge völlig überteuerter Müll verkauft werden soll, den kein Mensch braucht.

Plastikweihnachtsbäume z.B., deren „Nadeln“ lichtleitend sind, so daß ihre Spitzen leuchten, ähnlich den Glaserfaserlampen aus den 70ern.
Dafür tragen die Mandelbäcker Livree:

Bratwurst, Reibekuchen und Backfisch gibt es hier zwar auch, aber die Anzahl dieser Buden ist spürbar zurückgegangen, es gibt jetzt sogar asiatische Wok-Gerichte und Eierpunsch im Glas (Plastikbecher sind abgeschafft), der lecker sein soll. Oder frisch gegrillten Lachs: Zusammen mit etwas Remoulade wird ein wenig in ein aufgeklapptes Brötchen gegeben – ich habe es probiert, es schmeckt ganz ausgezeichnet. Aber auch das hat seinen viel zu hohen Preis: 5 Euro für ein (wenn auch leckeres) Fischbrötchen, von dem man nicht satt wird, das macht man auch nur einmal.

Weihnachtsmarkt Rudolfplatz

Der Weihnachtsmarkt auf dem Rudolfplatz im Schatten des mittelalterlichen Hahnentors ist klein, eng und jedes Jahr gleich. Es braucht nicht viele Leute, um ihn schnell übervoll erscheinen zu lassen. In den Buden wird neben den üblichen Fressalien fabrikneuer Sperrmüll verkauft, z.B. dieses Spielzeug für die Kleinen:

Große Schilder versprechen „Mit Liebe zubereitet“, aber das Schild ist vermutlich so alt wie der Stand (und alte Liebe rostet nicht, sie verschwindet einfach – jedenfalls hier).

Das hier wurde als Grünkohl mit Mettwurst angeboten und gekauft, entpuppte sich aber als grünliche geschmacklose Kartoffelmasse, die, würde man sie in einem Gefängnis als Mahlzeit ausgeben, zweifellos eine Revolte auslösen würde – zu Recht! Wenigstens war die Wurst salzig.

Der Dresdener Stollen scheint auch nicht der Renner zu sein.

Dafür dann dieses Schnäppchen: Wer die ersten 10 geschafft hat, ohne zu
K, hat den elften redlich verdient.

St. Aposteln

Dies ist ein Teil der Weihnachtskrippe in einer der großen romanischen Kirchen Kölns, in St. Aposteln (ich hatte ja vor ein paar Tagen schon vom Kölner Krippenweg berichtet). Seit 1960 gibt es diese fast lebensgroßen Figuren von Lita Martens, die in mehreren Szenen über die Kirche verteilt den Weihnachtsmythos darstellen. Hier sehen wir die schwangere Maria mit ihrer Mutter Anna (wenn ich mich nicht irre). Die Lilie bedeutet nach dem Symbollexikon Reinheit, Unschuld und Jungfräulichkeit – besonders letzteres ist schwer zu schlucken für einen aufgeklärten Menschen angesichts einer schwangeren Frau.

Krippe im Hauptbahnhof

Zum 13. Mal jährt sich der Kölner Krippenweg: An über 100 Plätzen kann man bis zum 06.01. „internationale Krippenkunst auf höchstem Niveau“ besichtigen, so heißt es auf der Homepage.

Das miniaturisierte zerstörte Köln steht im Hauptbahnhof und fällt auf, Playmobilfiguren bringen ein putziges Element in die Gestaltung. Die Darstellung der Krippe ist aber sehr zurückhaltend gestaltet, man kann sagen: In die Neuzeit übersetzt.

Das Ganze bekommt durch den Standort allerdings eine ungewollt ironische Brechung: Dieses Mahnmal der Nächstenliebe in schwierigen Zeiten steht in einer geballten Konsum- und Freßmeile, die ihresgleichen sucht. Wenn man sich richtig stellt, sieht man nicht nur die Krippe, sondern kann sich in der Spiegelung auch gleich darüber informieren, was nährstofffreie Teigfladen italienischer Art mit schwarzem Zuckerwasser kosten.

Eintrachtstr.

Eins der größten Übel der Großstadt ist der Lärm, deshalb sollte man sich seine Wohnung auch unter diesem Gesichtspunkt gut aussuchen, denn wenigstens die sollte ja ein Rückzugsgebiet sein. Fatal kann es z.B. sein, wenn man tagsüber eine tolle Wohnung in zentraler Lage zu einem annehmbaren Preis besichtigt – alles ruhig, alles prima – und schon am ersten Abend nach dem Umzug wummern bis tief in die Nacht hinein die Bässe aus der benachbarten Bar. Wenig machen kann man auch, wenn sich plötzlich Bars und Kneipen um einen herum ansiedeln – mögen Freunde und Bekannte auch entzückt sein über die Lebendigkeit der Straße, die Ruhestörung betrunkener Gäste und nächtens gesungener Karnevalslieder kann einem den Schlaf und den letzten Nerv rauben. Straßen-, S-Bahn- und Zugtrassen sind schön, wenn sie in der Nähe sind, da ist man mobil, wenn einem aber die Fahrgäste ins Zimmer schauen können, hat man was falsch gemacht.