Katharinengraben/Am Leystapel

Was haben dieses …

und dieses Haus gemeinsam?

Erst mal nichts, oder? Des Rätsels Lösung: Sie haben den selben Ort in der Stadt.

Die neue deutsche Zentrale von Microsoft steht am aufwändig neu gestaltetem Rheinauhafen, zig neue oder entkernte und renovierte Gebäude entstehen hier zur Zeit, tausende von Büros, Garagen, Gastronomiebetriebe, First-Class-Geschäfte und und und werden in nicht allzuferner Zeit hier entstanden sein (zwei der drei Kranhäuser stehen schon, ich berichte nächste Woche).
Nur durch eine vierspurige Straße getrennt steht das gelungene Resultat eines Resozialisierungsprojekts. Mitte der 90er holten Kölner Streetworker zehn Punker von der Straße und boten ihnen Hilfe bei der Mindesteingliederung in die Gesellschaft an. Die Stadt mietete dieses Haus, und da das Leben auf der Straße in der Vorstellung vielleicht romantisch, in Wirklichkeit aber kein Zuckerschlecken ist, nahmen die Punker an und zogen ein. Das Projekt ist lange abgeschlossen, die Punker wohnen hier seitdem als Hausgemeinschaft, Sozialarbeiter haben keinen Grund mehr zur Betreuung, auch wenn die Bewohner ihre Miete weiterhin an die Stadt bezahlen, die es an den Eigentümer weitergibt. Der hat nun gewechselt – und der Hausgemeinschaft prompt die Kündigung ins Haus geschickt – das Gebäude sei ein Schandfleck, passe nicht mehr in die Umgebung, und dasselbe gilt wahrscheinlich von den Bewohnern. Auf deren Nachfrage, wohin sie denn so schnell sollen, bot man ihnen ernsthaft eine Unterkunft im Obdachlosenheim an – man faßt es nicht. Inzwischen hat sich nach Protesten die Politik der Sache angenommen, man wird vermutlich eine neu Bleibe finden. Ich finde allerdings schade, daß eine Stadt, die ihre Multikulturalität und Toleranz als oberste Tugenden auf ihre Fahnen schreibt, es nicht schafft, ein tatsächliches Nebeneinander verschiedener Bevölkerungsteile zu fördern und zu fordern, wenn es dem Mammon entgegensteht. Was nun hierhin gebaut wird? Schickimicki-Wohnungen für Schickmicki-Leute, die bereit sind, etwas mehr zu zahlen.

0 Gedanken zu “Katharinengraben/Am Leystapel

  1. naja dann kommen die Auswirkungen der Finanz und Immobilienkrisen und die Punks ziehen in die Häuser der Schckimickileut und machen dann wieder die Häuser bunt (isn Kreislauf) 🙂

    liebe grüsse
    Karen

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  2. Punker snd auch nicht mehr das, was sie mal waren, die wollen inzwischen auch bei „Wer wird Millionär“ mitraten. Wahrscheinlich ist das einer der Programmpunkte für eine gelungene Resozialisierung.
    Mieter des Hauses war die Stadt, die es an die Punker weitervermietet hat. Die Stadt hat natürlich ein viel größeres Interesse an Investitionen als an ein paar Sozialfällen.
    Hey, gut von Dir zu hören.

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  3. Tja, wieder da. 😉
    Wieso muss man Punker resozialisieren? Ich sehe keinen Bedarf dafür. Nur weil sie anders sind, müssen sie in ein Schema gepresst werden?
    Ich würde auch nicht mit Zwang den Punks wieder ein Quartier besorgen. Wenn sie sich nonkonform in der Gesellschaft bewegen wollen, dann kommen sie auch ohne eigenem Haus aus. Punks wollen aufregen und sie finden immer irgendetwas, wo sie sich am System reiben wollen und können. Nur haben sie sich in diesem Fall dem System unterworfen, indem sie Nutznießer des Mietprojektes waren.

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  4. Punkerdasein hat doch auch eine sehr romantische Seite, Rebellentum und so. Aber leb Du mal im Herbst und Winter auf der Straße, da wird aus dem Fundamentalgesellschaftsverweigerer schnell ein kompromißbereiter Punker. „Ist mir doch alles scheißegal, bitte, wenn ihr unbedingt wollt, zieh ich da ein, kratzt mich doch nicht!“ Dankbar und erleichtert halten wir die Türen auf. 😉 Im Ernst: Das kann und soll unsere Gesellschaft sich leisten, solche Leute, die paar fallen finanziell kaum ins Gewicht, sorgen andererseits für ein bunteres Straßenbild und kulturelle Vielseitigkeit.

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  5. Na ja, also SO toll sieht das Haus nun wirklich nicht aus und wieso die Punker ihre Miete nicht selbst zahlen, obwohl sie arbeiten, jede Woche Essen geliefert bekommen, das ist wirklich seltsam.
    Wäre das Haus einfach ein wenig gepflegter wäre das wirklich auch erträglich.
    Über die Bewohner kann ich nur sagen, sie sind immer korrekt, sehr hilfsbereit und freundlich.
    —-
    Mit den Naubauten, fällt viel Grün weg, die Frischluft vom Rhein und auch sicher einiges mehr.
    Die Häuser im Weichserhof, von außen ein absoluter Schandfleck, das ehemalige Bordell, das alle paar Jahre für ein paar Wochen einen neuen Pächter findet, wenn all das mal saniert würde, dann würde sicher viel mehr erreicht werden, als Abriss und Neubau.
    Das Bordell ( Nummer 3) muss mit Sicherheit nicht sein.

    Dann dieser verottete Parkplatz, der irgendwann einmal vor Jahren „saniert“ wurde.
    Oder diese Wildpinkler. Sie steigen aus den Autos, pinkeln an die Mauer, Hecke, oder an die Bäume und Sträucher.
    Im Sommer stinkt das erbärmlich.
    Wie diese Wildpinkler es wohl finden würden,wenn alle Anwohner zu ihnen hinfahren, deren Bäume, Sträucher, Hauswände und Reifen der Auto anpinkeln ?
    In den Weischerhof verirrt sich keiner vom Ordnungsamt, selbst wenn man die Leute anzeigt die Ihren Müll einfach aus den Autos kippen.
    Was denken sich diese Menschen eigentlich.
    Glauben Sie, hier sei ein Getho wo man sich allem unnützen und überflüssigem entledigen kann. ?

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  6. Soviel ich weiß, bezahlen die Bewohner schon lange ihre Miete und ihre Verpflegung selbst, das Projet „Betreutes Wohnen“ ist doch hier schon längst abgeschlossen.

    Du hast recht, besonders schön ist das hier wirklich nicht, das ist wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb das Haus überhaupt für die Punker zur Verfügung gestellt wurde: Wer sonst will hier schon wohnen? Jahrelang wird das Gelände vernachlässigt, aber jetzt, wo das schnelle Geld winkt, soll die ganze Gegend plötzlich luxuriös werden – das ist ein Skanda. Bisher hat man sich einen Dreck um die Anwohner geschert, und was in Zukunft aus ihnen wird, ob die Mieten noch gezahlt werden können etc., ist auch egal – im Obdachlosenasyl sind ja noch ein paar Plätze frei. Zum Kotzen!

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  7. Stimmt, egal was die jetzt auch hier machen, für einen schönen Anblick/ Ausblick aufs „Hinterland “ würden die selbst das komplette Karree was direkt im Weichserhof steht wegreißen.
    Mal sehen, wenn die anfangen zu bauen, wird man es ohnehin hier nicht mehr aushaten, wegen dem Lärm und Dreck.
    Das ist dann eine Entmietung wie sich Investoren so etwas wünschen.
    Die Verantwortlichen können die Punker wirklich nicht einfach so raussetzen. Wohin sollen die Leutchen denn, die haben Hunde, Familien, wie stellen sich das die Investoren denn vor ?
    Ich finde es eine Frechheit.
    JAhrelang wurde auch das komplette Gelände vernachlässigt, egal ob es die marode Straße ist, der Parkplatz, die Häuser, alles sieht richtig verkommen aus.

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