Antoniterkirche

Die Antoniterkirche (s. auch gestern) mitten in einer der meistbesuchten Fußgängerzonen der Republik wurde bereits im 14. Jahrhundert in gotischem Stil gebaut, ohne Turm, wie es für Kirchenbauten von Bettelorden üblich war. Der Antoniterorden tat sich hervor durch Krankenpflege, die Bezeichnung der Krankheit Antoniusfeuer, eine durch den Mutterkornpilz verursachte sehr üble Erkrankung, geht direkt auf den Orden zurück.

Nachdem Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts die Kölner Kirchen als Unterkünfte für seine Soldaten, deren Pferde und das Vieh benutzt hatte – in Wirklichkeit, um den Katholen zu zeigen, was er von ihnen hielt – erlaubte er der evangelischen Gemeinde, sich erstmals in der Geschichte der Stadt zu etablieren und sich eine Kirche auszusuchen. Klugerweise waren sie bescheiden (sie hätten auch eine der vielen großen romanischen Kirchen wählen können), und so kommt es, daß das Gebäude auch heute noch in evangelischer Hand ist.

Werktäglich findet um 18 Uhr eine 10-minütige Andacht statt, um den einkaufswahnsinnigen Besuchern der Kaufhäuser die Chance zu einem Augenblick Ruhe zu geben. Ab und zu dürfen interessante Persönlichkeiten wie z.B. der katholische Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann Predigten halten.
Gegenüber der Kirche befindet sich das Weltstadthaus (=Bekleidungskaufhaus) von Renzo Piano:

0 Gedanken zu “Antoniterkirche

  1. Dieses kleine Glockentürmchen zählt nicht, jedenfalls nicht als Turm im Sinne der gotischen Architektur, wie beim Dom, Straßburger Münster etc. 😉
    Aber Du hast Recht, die ganz Kirche ist unproportional, auch die mächtigen Strebepfeiler links, man weiß gar nicht, was die da halten sollen, und auf der anderen Seite gibt es gar keine. Die Westfassade sieht in ihrer Schlichtheit und Geschlossenheit auch eher romanisch als gotisch aus. Die Kriegszerstörungen scheinen doch ganz erheblich gewesen zu sein. Mal schauen, ob ich irgendwo eine historische Darstellung auftreiben kann.

    Like

  2. Nicht alles steht im Internet, wie gut, daß es Bücher gibt. Also:

    Die Tür wurde 1964 von Ulrich Henn geschaffen, das Relief bedient sich zwar der Bildsprache von Schutzmantelmadonnen, stellt aber tatsächlich Jesus dar, der seine elf Jünger segnet, bevor er sie hinausschickt in die Welt.
    Auch auf der anderen Seite befinden sich Strebepfeiler, sie sind nur zugebaut.
    Das jetzige Satteldach und der mächtige Westbau aus den 60ger Jahren des letzten Jahrhundert tragen nicht unerheblich zur Unproportionalität des Gebäudes bei, früher sah das anders aus: Das frühere Walmdach ließ die Kirche nicht so kopflastig erscheinen, außerdem stand die Kirche nicht frei, im Westen schloß direkt die Klosteranlage der Antoniter an, nur auf der linken Seite am Chor war eine kleine Lücke:

    Noch Fragen? 😉

    Like

  3. Was ist ein Walmdach? 😉
    Früher sah die Kirche einfach schöner und proportionsgerechter aus. Einen breiten Grinser setze ich, weil die Figur doch nicht eine Frau ist. Da kann ich wieder ein Häkchen machen, was meine Beobachtungsgabe und Interpretation anbelangt. 🙂
    Danke für die Recherche, sehr interessant!

    Like

Hinterlasse einen Kommentar