Venloer Str./Akazienweg

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Wenn man auf die Zwischenebene der Ubahnhaltestelle Akazienweg kommt, sieht man eine große goldene Kugel, die einen anleuchtet – und fragt sich, was das soll. Ich dachte sogleich an einen Riesen, der mich mit seinen ausgebreiteten Armen empfängt.

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Es ist aber ein Tor, das der Künstler Heinrich Brummack hier am Ende des Bahnsteigs im Auftrag der Kölner Verkehrsbetriebe 1992 errichtet hat. Soll es vielleicht an die römische Vergangenheit Kölns erinnern? Oder ist es gar das Tor zur Unterwelt? Wir überlegen, nach Hause zu laufen …
Draußen, am Eingang, soll es noch ein Torgebilde geben, habe ich gelesen (aber nicht gesehen), auf dem stehen die Wörter: „VIATORI ILLEGALI“ (Dem unrechtmäßig Reisenden) und „IANVA IVDICII“ (Tor des Gerichts) – die Kölner Tageszeitung glaubt, daß sei vielleicht eine Mahnung an Schwarzfahrer. Ohne den Schwarzfahrern zu nahe treten zu wollen, aber ich vermute, daß sie in der Überzahl eher kein Latein können. Ich glaube dagegen, der  erste Spruch ist eine sympathisierende und solidarische Widmung an genau die, die ohne Fahrkarte reisen, und wenn sie durch das Tor des Gerichts die Station verlassen, wissen sie, daß sie keine Strafe mehr zu erwarten haben, da sie offensichtlich nicht erwischt wurden. Und da man bei den KVB auch kein Latein kann, haben die das so durchgehen lassen.

 

6 Gedanken zu “Venloer Str./Akazienweg

    1. Videbitis

      Ja, stimmt. Es gibt insgesamt sechs Haltestellen in Ehrenfeld, die künstlerische gestaltet sind, was ich halbbewußt auch schon mal an der einen oder anderen bemerkt habe. Ein Plan für den Winter: Sie alle mal sytematisch besuchen und dokumentieren.

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    1. Videbitis

      Angesichts der beiden lateinischen Wortfolgen gar nicht abwegig, daß der Bildhauer daran gedacht hat, denn hier scheint es ja auch irgendwie um Recht zu gehen.
      Apropos: Kennst Du die Kafka-Verfilmung „Der Prozeß“ von Orson Welles mit dem hypernervösen Antony Perkins? Ein großartiger Film, allein die Szene, wo Herr K (Perkins) den Gerichtssaal betritt, in dem einige hundert laut lärmende Leute sitzen, und in dem Moment wird es schlagartig still, alle Augen sind auf K gerichtet, und er fängt an, sich zu verteidigen, obwohl er gar nicht weiß, wessen er angeklagt ist – eine der eindrucksvollsten Szenen, die ich je im Kino gesehen habe.

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  1. …eine gelungene Interpretation, scheint mir…die Gestaltung sagt mir außerordentlich zu, von oben erinnert es an eine Bühne, die man betreten kann oder lieber nicht…oder, gleich erscheint der Popstar…oder der Schwarzfahrer…

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