Attentate in Paris

230.000 Menschen sind bisher im Syrien-Krieg gestorben, davon 70.000 Zivilisten (Juni 2015, n-tv.de).
2.000 Menschen sind auf der Flucht vor Terror in diesem Jahr (bis August) im Mittelmeer ertrunken, im Jahr davor waren es 3.279 (August 2015, tagesschau.de).

Man kann diese Opfer und die vom letzten Wochenende in Paris nicht gegeneinander aufrechnen. Aber wenn wir bestürzt sind, dann sollten wir es nicht sein, weil Paris so nah liegt.

Deutschland hat in den Jahren 2014/15 für fast 10 Milliarden Euro Waffen exportiert, darunter auch in Länder des Nahen Ostens, die mehr oder weniger unverholen den IS unterstützen (Juni 2015, welt.de).

PS: Infos zum Zeichen oben gibt es hier.

15 Gedanken zu “Attentate in Paris

  1. Kann ich so nur unterschreiben. Aber so ist es immer. Paris „kennt“ man ja auch, es ist greifbarer und darum ist das Grauen dort auch realer. Das erklärt es im Ansatz, aber entschuldigt es bei Weitem nicht. Ist nicht anders mit den Spendenaufrufen zu Weihnachten – und nur dann. Als würde es den Bedürftigen dieser Welt den Rest des Jahres besser gehen.

    Ich muss gestehen, dass mich die Anschläge in Paris auch betroffen(er) machen als die Opfer „anderswo“. Die Krux ist aber auch, dass über „anderswo“ nicht so allumfassend berichtet wird. Ein endloser Kreis nicht vorhandener Information.

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    1. Videbitis

      Da hast Du recht. Wenn man angemessen darüber berichten würde, wie schlimm das ist, wenn mal wieder hunderte von Flüchtlingen elend im Mittelmeer ertrinken, wäre der Druck auf die Politiker viel größer, endlich viel Geld in die Hand zu nehmen und richtig zu helfen, statt dieser Flickschusterei, die zur Zeit abläuft: Zelte und Turnhallen, ewig lange Wartezeiten und die Verunsicherung der einheimischen Bevölkerung – und bloß nicht noch mehr Flüchtlinge!, das alles schafft ein Konfliktpotential, das mit einer vernünftigen Planung vermeidbar wäre.

      Aber die Medien berichten über einen Autounfall, weil der nebenan passiert ist und angeblich mehr Leute interessiert. Und den Politikern ist das auch lieber so.

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      1. Umgekehrt sieht man in anderen Teilen der Welt sicherlich auch nicht jede Neuigkeit aus Deutschland, möchte ich meinen. Wenn man IMMER über ALLES berichten würde – es wäre doch kein normaler Mensch imstande, alles zu erfassen. Muss man ja auch mal so betrachten.

        Heikel ist das alles auf jeden Fall. Und der Fokus liegt oft auf dem „falschen“ Objekt. Da wundert man sich dann oft, warum erst intensiv über ein bestimmtes Thema berichtet wird und von jetzt auf gleich gar nicht mehr. Als hätte sich alles in Wohlgefallen aufgelöst. Journalismus ist’ne komische Sache. Und man fragt sich auch, wie viel davon „gelenkt“ wird, was wir wirklich mitbekommen „dürfen“ / „sollen“ und was nicht.

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        1. Videbitis

          Das stimmt. Man muß sich schon darüber wundern, daß täglich genau so viel passiert, daß es genau in eine Viertelstunde Tagesschau paßt.;-)

          Tatsächlich will ich vieles auch gar nicht wissen, vor allem, wenn ich sowieso nichts daran ändern kann, das hält man gar nicht aus, da hast Du recht. Daß allerdings Tausende im Mittelmeer ertrinken, weil sie, aus ihrer Heimat vertrieben, in ihrer Verzweiflung zu uns wollen, sollte jeden Tag an erster Stelle in den Nachrichten sein. Ich muß dabei immer an die Zeit denken, als Leute aus Deutschland geflohen sind und zum großen Teil auch Schwierigkeiten hatten, in anderen Ländern unterzukommen, was für viele den sicheren Tod bedeutete.

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          1. Das ist ja auch wichtig, und ja, das sollte gewusst werden. Und meiner Auffassung nach wird es ja auch beinahe täglich gemeldet. Nur selten macht es aber „genug“ Aufsehen, dass die Menschen einen Moment innehalten und zum Leid hinsehen. Wie diesen einen Tag, wo der kleine Junge…mh, na du weißt schon. 😦 Dass das aber jeden Tag passiert, und mit ganz vielen Menschen jeden Alters, das wird dann von der Allgemeinheit schnell wieder übersehen.

            So ist es leider: man sieht, hört, bemerkt meistens nur das, was man (bewusst / unbewusst?) zulässt. Der Rest wird durchgefiltert. Und ob das jetzt wirklich „gut“ oder „schlecht“ ist, kann man nicht wirklich beantworten.

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  2. Genau die gleichen Gedanken hatte ich auch.
    Das liegt daran, daß wir es schon gewöhnt sind, daß „da unten immer irgendwo irgendein Terror los ist“.
    Was einen an Paris aber so schockiert ist dieses out of the blue gegen friedliche Menschen, vor allem auch noch sehr junge Menschen, die einfach nur einen tollen Freitagabend haben wollten, so massiv vorgehen.
    Es ist dieses entsetzliche Gefühl, daß das Böse in „unser friedliches Leben“ vordringen kann.
    Die Solidaritätsbekundungen machen aber klar: es gibt anscheinend zwei Welten, eine Einteilung in gute, wertvolle Länder, die unser globales Mitgefühl haben und den Rest, der „naja, bei denen isses halt so“. Das zeigt sich dieser Tage wirklich erschreckend deutlich.

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    1. Videbitis

      Genau so ist es. Und wenn dann noch Politiker (wie z.B. CSU-Mann Söder) als Reaktion auf den Terror in Paris fordern, jetzt müsse man die Grenzen erst recht dichtmachen, kommt einem doch die Galle hoch über so viel Blödheit: Das, was jetzt in Paris passiert ist, hat die Zivilbevölkerung in Syrien und anderen Bürgerkriegsländern jeden Tag. Jetzt, wo man in Europa ganz nah erfahren kann, wie es einem da geht, sollte man doch das Mitgefühl haben, die Tore noch weiter zu öffnen als bisher. Soviel zum christlichen Selbstverständnis der C-Parteien.

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  3. Ich habe da auch sehr gespaltene Gefühle, vor allem, wenn ich sehe, dass Frankreichs einzige Antwort jetzt wieder das Abwerfen von Bomben ist. Hollande sprach von Krieg – aber wir haben doch seit Jahren Krieg und verdienen bestens daran. Deutschland ist drittgrößter Waffenexporteur der Welt, das sagt wohl alles. 🙄

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  4. nevertheless13

    danke für den link mit der erklärung des pic.
    ND heißt also nicht „neues deutschland“, jetzt weiß ich es besser.
    dir kann ich auch nur zustimmen.
    es gibt auch einen volksmund dazu: wer wind sät wird sturm ernten.

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  5. nevertheless13

    mir sind beim lesen deines blog und speziell diesem eintrag düstere gedanken gekommen. die menschheit ist auf dem besten weg ihr überleben zu zerstören.
    wenn es nicht mit umweltzerstörung, ausbeutung der natur und menschen funktioniert, wird ein krieg angezettelt.

    allerdings sind anschläge wie der in paris ein offenes versagen der politik und gesellschaft. kannst du verstehen was ich meine? mir fehlen zurzeit öfter die worte, um mich und meine bestürzung auszudrücken.
    paris war leider nicht der einzige ort an dem der is seinen mörderischen terror freisetzte, in der türkei, ägypten waren auch betroffen. dabei waren es noch mehr anschlagsorte, die mir leider entfallen sind.

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    1. Videbitis

      Ich verstehe sehr gut, was Du meinst, ich sehe das genau so. Die Politiker der sogenannten westlichen Industriestaaten tragen aeine große Mitverantwortung an der derzeitigen Entwicklung. Wenn z.B. George W. Bush nicht – mit einer Lüge als Begründung – die völkerrechtswidrige Invasion Iraks befohlen hätte, wäre der IS wahrscheinlich nie so groß geworden, wie er jetzt ist.

      Ob die Menschheit dabei ist, ihr Überleben zu zerstören: Ich weiß es nicht. Vieles scheint dafür zu sprechen, aber neue Generationen stoßen auch immer neue, nicht vorhersehbare Entwicklungen an. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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