"Vergnügungs"-Steuer

1 Apfel plus 1 Apfel = 2 mal Apfel’s. Oder wie? Gut, man soll ja Äpfel nicht mit irgendwas anderem vergleichen. Und außerdem wollte ich was ganz anderes fragen:

Gedeiht in einer Stadt, die sich selbst „heilig“ nennt, die Sünde besonders gut?

Im Jahr 2003 ehob die Stadt Köln als erste deutsche Kommune eine sogenannte Sexsteuer, inzwischen sind viele andere Städte nachgezogen: Jede Prostituierte, die in einem geschlossenen Raum arbeitete, mußte pauschal 6 Euro pro Tag bezahlen. Dabei kamen jährlich im Durchschnitt 800.000 Euro zusammen, von denen man einige Flaschen Sekt für Einweihungsparties oder Spritgeld für den Dienstwagen des Oberbürgermeisters bezahlen konnte, eine echte Entlastung also für den gemeinen Kölner Steuerzahler. Zum Jahr 2013 änderte man das Vorgehen: Die Steuer wurde nun nach der Quadratmeteranzahl der tatsächlich genutzten Räume berechnet – wie durch ein Wunder sank die Sündenanfälligkeit der Kölner Bürger und der Gäste rapide, sodaß nur noch Einnahmen von 560.000 Euro zu verzeichnen waren. Da das nicht einmal die katholische Kirche glaubt, hat man nachgedacht in der Verwaltung – das macht man dort wirklich ungern, daher: Alle Hochachtung! – und ist darauf gekommen, daß der Rückgang der Einnahmen vielleicht daran liegen könnte, daß die Angaben über den Gebrauch der Sexzimmer von den Bordellbetreibern selbst kommen. Nun weiß man ja, daß Bordellbetreiber zu den ehrenwertesten Menschen überhaupt gehören, gleichzustellen mit Bischöfen, Pfaffen, Politikern etc., also viel vertrauenswürdiger sind als z.B. ein Gemüsehändler auf einem Wochenmarkt, dessen Quadratmeterbelegung selbstverständlich ausnahmlos kontrolliert wird – aber offensichtlich haben sie größere Rechenschwierigkeiten. Deshalb erleichtert ihnen die Verwaltung nun das Verfahren: Zukünftig soll ein pauschaler Betrag auf fast die gesamte Fläche des Etablissements erhoben werden. Man hat schon mal durchgerechnet: Es werden vermutlich wieder 800.000 Euro zusammenkommen.

Um auf die Frage am Anfang zurückzukommen: An zweiter Stelle der Einnahmen durch Sexsteuer steht die völlig unheilige Stadt Dortmund mit 530.000 Euro. Da Dortmund nur halb so viele Einwohner hat wie Köln, überflügelt die Stadt, gemessen an einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch an käuflichem Sex, Köln bei weitem.

Nun drängt sich allerdings noch eine Frage auf: Machen sich die Stadtverwaltungen, die ja Steuern auf Prostitution erheben, nicht zu Zuhältern? Das kann man ausdrücklich mit nein beantworten: Ein Zuhälter im besten Sinne (sofern man das überhaupt sagen kann) sorgt auch für Schutz für die Prostituierten, sollte ein Freier mal gewaltätig werden oder nicht zahlen wollen. Das macht die Stadt nicht, die kassiert nur.

0 Gedanken zu “"Vergnügungs"-Steuer

  1. Danke!
    Mich wundert eigentlich, daß es noch keine Bettlersteuer gibt. Das ist ein Beruf mit Zukunft, soll heißen, es wird bald immer mehr davon geben. Pauschal 10 Euro pro Tag an den Fiskus, das ist doch vertretbar. Immerhin benutzen die auch die städtische Infrastruktur. Und Flaschensammlersteuer, man hat ja schon davon gehört, als mal einer gestorben ist, hatte der haufenweise Geldscheine unter seinem Kopfkissen – steuerfrei!

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  2. Willst du etwa damit sagen, die Stadt Köln sei ein schlechter Zuhälter? Also das schlägt doch dem Faß den Boden ins Gesicht!
    Obwohl naja…wenn man so bedenkt, etwas jeck isse schon die Stadt mit diesem doppelpimmligen Wahrzeichen und so. Und dann die Schwuchtelein an Karneval, Prinz, Bauer, Jungfrau…(wat machen die eigentlich so?).
    Aber lassen wir das alles mal weg. So’n Sechs-Kram interessiert doch einen reifen Menschen nicht wirklich. Kommen wir mal zum Wesentlichen: DVD’s, Toy’s und Kino’s! Da war doch wieder Kevin am Werk. Für jeden Deppen-Apostroph 6 Euro und die Stadt Köln wäre alle finanziellen Sorgen los! Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn, äh Nachtbars, äh, Nachtbahren…äh….

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  3. Ja, ich wollte endlich mal reinen Tisch einschenken, das ist doch der Tropfen, der allem die Krone aufsetzt, letztlich ziehen wir alle am selben Boot! „Jenau!“, kommentiert Kevin. „Übrijens: ‚Käuflicher Sex?‘ Wo jiddet dat dann?“

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  4. Kevin versteht da nix von, der is doch dumm wie Bärenstroh, läßt sich doch jeden geschenkten Gaul aufbinden und guckt wie die Axt im Walde, aber ma ehrlich, auch ein blindes Huhn findet irgendwann ne Bohne, wenn nicht am Tage, dann beim Abendlob!

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  5. Habe knapp 10 Jahre lang Kundschaft in einer Videothek beraten/bedient.
    In der 18er-Abteilung (18er-Filme und Pornos) schlichen in aller Regel
    nur Männer herum. Hin und wieder tauchten aber auch Frauen auf.
    Es kam auch (selten) vor, dass sich Frauen Hardcore-Pornos ausliehen.
    Meist klang das dann beim Abkassieren so:
    „Wir machen heute einen Mädelsabend.“ – „Der Film ist für meine Freundin.“
    Ich dachte mir dann immer insgeheim: „Jajaaaaa, heut Nacht gehts rund.“..;-D
    Männer gingen da hingegen völlig entspannt und offensichtlich vor.
    Noch kurz zu Sextoys:
    In Deutschland werden jährlich Millionenumsätze mit Vibratoren, Dildos etc.
    gemacht. Kaufen tut das Sex-Spielzeug aber auf Nachfrage niemand.
    Wohin verschwinden dann die Vibratoren, Dildos? Sind Ausserirdische im Spiel?
    Fragen über Fragen..;-)

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  6. Ich weiß es, ich weiß es, die Vibratoren schlüpfen in die Socken, die einzelnen, die immer in Waschmaschinen verschwinden.
    Vermutlich beamt ein merkwürdiger Gott auf einem obskuren Planeten sie zu sich, aus rein medizinischen Gründen natürlich. Oder doch ne Göttin? Beim Mädelsabend? Wer weiß…

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  7. Ja, aber will man wirklich wissen, wer sich aus seinem Umfeld einen Dildo gekauft hat? Ich jedenfalls nicht, ich bin ein Freund der Intimität, das heißt: Die Dinge, die Leute mit einem Massagegerät treiben, Nackenmassage und so, sind so intim, damit möchte ich einfach nicht belästigt werden, mich interessiert ja auch nicht, wie die Leute ihre Fußnägel schneiden oder wie oft am Tag sie pupsen, genauso wenig, wie ich mich veranlaßt sehe, ständig mit einem (sprichwörtlich) offenen Hosenlatz meine Umwelt zu belästigen.
    Machst Du das denn? Immer einen Colthalfter um die Hüften, in dem aber keine Revolver, sondern zwei Vibratoren stecken? 😉

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  8. Lobe den Tag nicht vor dem Müßiggang, bevor du mit Gold im Mund in den Laster steigst, weiß der Volksmund weise zu berichten. Bedenke wohl: Capri diem – niemand hat eine Insel! – wenn die Morgenstund teetrinkend abwartet.

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  9. Danke!
    Komisch, daß die Stadt noch gar nicht darauf gekommen ist, eigene Bordelle zu betreiben, oder? Gleich neben dem Dom, in dem alten Diözesanmuseum, das abgerissen werden soll, ds bietet sich doch an, nach einem Besuch kann man dann gleich in die Kirche gehen und sich bei einer Beichte von allen Sünden freisprechen lassen – gegen einen kleinen Obulus, versteht sich, schließlich wollen die Pfaffen auch was verdienen.

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  10. Bonjour!..;-)

    Für Frau LaWendeltreppe:
    Merci für deine phantastische „These“!
    Vielleicht sollte man dazu einen Wikipedia-Artikel verfassen.
    „Das Socken-Dildo-Phänomen“..;-D

    Für Pastor Videbitis..;-):
    Ich will doch auch nicht wirklich wissen, wo Frauen und Männer
    ihre Dildos bzw. Vibratoren verstecken. Neugierig bin ich aber schon..;-)
    Es geht auch nicht um Intimität sondern um verschämtes Verhalten.
    Was ist schon dabei, offen und unverkrampft damit umzugehen?
    Sind denn Sextoys soooooooooooooooo schlimm??
    Ich finde diese anerzogene Sexualmoral einfach grauenvoll!
    (Eine genetische Veranlagung gibt es nicht!)
    Den Kindern werden Märchen vom Storch verzapft und Erwachsene blicken
    zuerst mehrfach um sich, bevor sie einen Sexshop betreten.
    (Es könnten ja Bekannte, Freunde, Verwandte oder Nachbarn in der Nähe sein!)
    Das alles ist ja sooooooooo schlimm und böse…
    Beim Sex wird das Nachtkästchen-Radio laut aufgedreht, damit der Nachbar
    auf keinen Fall das lüsterne Jaulen mitbekommt. Welch‘ Sündenpfuhl!
    FKK-Gelände? Ort des Teufels! Wer masturbiert kommt in die Hölle!

    Gruß vom Porno-Cowboy!..;-D

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  11. Aber, bedenke auch: Wer anderen in den Wald ruft, so liegt er in der Grube. Schallt es? Nein, der Apfel packt den Doktor bei den Hörnern und ein Stier macht noch keinen Sommer, wenn die Schwalbe nach Athen getragen wird (zu den Eulen).
    Inzwischen vertrauen wir auf Häuser, die auf’s Eis gehen, wenn die Esel mit Sand bauen. Vielleicht ein Fehler, aber auch Kluge haben ihren Schaden!

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  12. Amen!
    Ja, grauenvoll, ich bin selbst ein Opfer davon. Aber genauso blöd und unnatürlich erscheint mir der Ausschlag in die andere Richtung: Als wenn es ein persönliches Verdienst wäre, der Beweis einer stolz hergezeigten individuellen Freiheit, eigene sexuelle Verhaltensweisen und Vorlieben in der Öffentlichkeit breitzutreten. „Und sonst alles in Ornung zu Hause?“, möchte ich am liebsten in den Fernseher hinein fragen, weil es so langweilig ist, wenn da Leute glucksend aus ihrem Intimbereich erzählen.

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  13. Für Frau LaWendeltreppe:
    Ich lese dich besonders gern, weil du Pep in die
    Blogbude bringst..;-)

    Für Pater Videbitis:
    Falls du irgendwelche Privat-TV-Proll-Homestorys meinst,
    dann stimme ich dir zu, dass sowas die Welt nicht braucht.
    Wenn es sich aber um provokative „Enthüllungen“ handelt,
    find ich das richtig und gut. (Die verschrobene Sexualmoral ins
    öffentliche Licht rücken.) Den Moralaposteln entgegenwirken.
    Naja. Im Großen und Ganzen geht ja das deutsche Volk relativ
    ungehemmt damit um, wenn man zum Vergleich die USA oder die
    islamisch geprägten Staaten heranzieht. (Wobei in den USA die
    meisten Hardcore-Pornos produziert werden.)
    Aber sei doch mal ehrlich. Als Teenager hast du doch auch die
    Fragen an Dr.Sommer in der Bravo förmlich verschlungen, oder!?..;-D

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