Berlin, Berlin (7): Potsdamer Platz/Schöneberger Südgelände

Schönes Haus, originelles Kunstwerk – das muß doch eine schöne Gegend sein, könnte man denken.

Weit gefehlt. Das Haus und …

… das Schild sind das einzig Alte, was es hier gibt.

Am Potsdamer Platz spielt der Einzelne keine Rolle mehr, das menschliche Maß ist reduziert auf die Rolle des Konsumenten.

Ein Spielplatz vor den neuzeitlichen Kathedralen des Kapitals – fünf Metallröhren, das reicht ja wohl, hier hält sich eh niemand lange auf. Was haben die Arschitekten (sic!) sich nur dabei gedacht? Ich weiß es: Gar nichts. Denken ist ein Vorgang, der Mühe macht und nichts einbringt außer Sorgen, also, wozu sich damit belasten?

Stadt der Gegensätze: Immer noch mitten in der Stadt, gar nicht weit vom alten Flughafen Tempelhof (direkt an der S-Bahnhaltestelle Priesterstr.) befindet sich der „Naturpark Schöneberger Südgelände“. „Die Kunst ist der nächste Nachbar der Wildnis“, steht da auf der Mauer, und der Beweis wird offenbar, sobald man das Gelände betritt:

Bevor man einen weitläufigen Birkenwald betritt, kann man einen kleinen Skulpturengarten besuchen.

Dann führen lange Stege durch das Gelände. Im Sommer ist es bestimmt noch schöner.

Überall liegen überwilderte Gleise und führen ins Nichts. Früher sah es hier so aus:

Hier war der Rangierbahnhof von Tempelhof, der bis 1952 stillgelegt wurde. Dann kümmerte sich lange niemand um das Gebiet – die Natur ausgenommen.

Bereits 1980 bildete sich eine Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt einsetzte, und seit 1999 ist der Park Landschafts- und Naturschutzgebiet.

Ein kleines Café gibt es auch, das hatte aber schon geschlossen, als wir da waren.

Im nächsten Berlin-Sommer bin ich wieder hier – garantiert.

Fortsetzung folgt.

0 Gedanken zu “Berlin, Berlin (7): Potsdamer Platz/Schöneberger Südgelände

  1. Hi Videbitis,

    also die Bauten sind echt unschön… :no:
    Also da KANN ja nicht viel bei gedacht worden sein!!!

    Der Naturpark hingegen, scheint ja eine kleine Oase zu sein.
    Und interessant noch hinzu.

    LG mosi

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  2. Die schlimmste Sünde Berlins, der Potsdamer Platz. Da hat man eine gigantische Brache, statt die nun zu begrünen und in eine große Spiel- und Kreativfläche zu verwandelt, zeigt Berlin hier sein häßlichstes Gesicht und offenbart den Gott, dem es in Wirklichkeit dient: Mammon.
    Arschitekten ist genau das Wort, das hier greift.

    Schön, daß du dem etwas gegenüber stellst, daß der Potsblitz auch hätte sein können.

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  3. Wenn man überlegt, daß hier früher alle Häuser so ausgesehen haben wie das auf dem ersten Foto …
    Aber das ist in Köln auch nicht anders, daß man große Brachen durch Arschitektur wegen der Gewinnmaximierung verhunzt, statt für eine lebenswerte Stadtlandschaft zu sorgen, sieh Dir nur das ehemalige Gelände der Chemiefabrik in Kalk an.

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  4. Ja, ich habe gelesen, daß es auch alternative Planungen gab, die hätten allerdings nicht so viel Gwinn abgeworfen. Da hat die Stadt mutwillig eine Chance vertan, ein echtes, lebendiges Zentrum neu zu erschaffen und zu gestalten. Schön blöd, das ist nicht wiedergutzumachen.

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  5. Servus!

    Hab mal eher zufällig bei YouTube ein schönes Zeitdokument entdeckt.
    (Mitschnitt einer ZDF-Sendung) … http://tinyurl.com/l9lv4as
    Berlin ab 1900 in Farbe. Gucks dir mal an!
    Grüße aus der guten Stube!..;-)

    Für LaWendeltreppe:
    Deine Variante kannst als authentisch betrachten!
    Der ursprüngliche Cree-Spruch ist nachweislich ein Fake einer Werbeagentur.
    (Hatte ihn aber „seinerzeit“ auch für bare Münze genommen..;-)

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  6. Das Südgelände, zwei S-Bahnstationen von meiner heimischen Hütte entfernt, ist natürlich auch für mich DAS Naherholungsgebiet schlechthin. Schön, dass Du das den Kölner Freunden mal zeigst.

    Den Potsdamer Platz… kannste knicken! Im „Billy Wilder“ war ich auch schon einige Male, aber den besseren Cappuccino bekommt man in einem kleinen Café neben dem Zugang zu den Arkaden, wo sich auch die Filiale von Lindner befindet. Das ist immer mein Trost, wenn ich den Potsdamer Platz nicht vermeiden kann.

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  7. Das Elend der Städte ist das Fehlen eines Stadtbaumeisters, der diesen Namen auch wirklich verdient. Denn Städtebau bedeutet mehr als nur eine willkürliche Ansammlung architektonischer Einfälle, die sich dem Diktat renditeorientierter Bauherren angepasst haben. Ein komplexer Stadtplanentwurf, wie ihn seinerzeit Heinrich Schickhardt mit Freudenstadt im Schwarzwald realisieren konnte, scheitert heutzutage schon an dem ästhetischen Unvermögen städtischer Bauamtsleiter, ganz zu schweigen von der genuinen Menschenfeindlichkeit, die den verantwortlichen Geldgebern der seelenlosen Investitionsarchitektur innewohnt.

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  8. Ah, danke. Ein paar Münchener Bilder sind hineingerutscht, man erkennt deutlich die Feldherrenhalle und das Rathaus.

    Mag der Spruch der Cree auch ein Fake sein, zumindest ist er gut ausgedacht. 😉

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