Deutzer Bahnhof

Das Geschäft mit dem Geschäft scheint sich zu lohnen: Vor nicht allzu langer Zeit war hier noch ein WC-Center. As ich die Kamera absetzte, standen zwei wohlbeleibte Bahnpolizisten neben mir und fragten sich offensichtlich, was ich da mache. „Ich … äh, liebe öffentliche Toiletten“ – habe ich sicherheitshalber nicht gesagt. Sie erzählten mir, daß die neue Firma wegen eines besseren Angebots den Zuschlag erhalten habe. Das wundert mich nicht, denn was vorher noch 60 Cent kostete, daür muß man nun 1 Euro bezahlen. Dafür erhält man einen Gutschein in Höhe von 50 Cent für eins der Junk-food-Geschäfte im Bahnhof. Wenn man sich da dann den Bauch vollgeschlagen hat, muß man nochmal aufs Klo – und erhält einen weiteren Gutschein. Man muß also nochwas essen, woraufhin … usw. Ein Perpetuum mobile der Gewinnmaximierung, geschickt.

Kopfzerbrechen bereitet mir nur der Name der gastlichen Stätte: „Bahn-und-frisch-WC“? Wo ist da der Sinn? Vielleicht als Verb, „to rail“ bedeutet „fluchen“: Wenn man mal wieder wegen der üblichen Verspätungen seinen Anschlußzug verpaßt hat, geht man aufs „Fluchen-und-frisch-WC“, schimpft in seiner Zelle wie ein Rohrspatz, schon fühlt man sich besser. Und pinkeln darf man auch noch.

0 Gedanken zu “Deutzer Bahnhof

  1. Bahn-und-frisch, das ist doch super.
    Ich meine Zug-und-schön. Oder Tram-und-gut.
    To rail heißt ja auch noch einzäunen. Zaun-und-frisch-WC. Pinkeln hinter’m Jägerzaun. Oder Jägern hinter’m Pinkelzaun. Das hat nun schon fast was jandelartiges:
    Ich bepinkle mich vor jedem Bahnhofsklo. Ich bejägere mich vor jedem Zug.

    Piß-and-go, wäre auch noch ne Option.

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  2. Jägerzaun = Pinkelzaun, das gilt für Männer ja schon immer. Und übrigens auch alle anderen Zäune, Wände, Bäume, Hauseingänge und freie Flächen. Vielleicht haben sie hier ja kleine Jägerzäune vors Pissoir drapiert, damit der Pinkler sich heimisch fühlt.

    Neulich habe ich wirklich mal ein Schild gesehen, auf dem stand „Cut and go“ – natürlich nicht bei einer Bedürfnisanstalt, da würde ja kein Mann mehr reingehen, sondern bei einem Frisör. Ist doch wirklich sehr beruhigend, daß man nach einem Haarschnitt noch gehen kann.

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  3. *lach*

    Zu wahr. Ich erinnere mich an eine Familie in Westfalen, die hatten ein Grundstück, das an den Dorfplatz grenzte. Einmal im Jahr war dort Schützenfest im Dorf und die gesamten Männchen des Dorfes hatten die Angewohnheit, ein Stück vom Geschehen wegzutreten und einfach an den nächst besten Gartenzaun zu pinkeln. Die Familie meinte, sie würde jedes Jahr davon träumen, den Zaun unter Strom zu setzen, um dem Treiben der Pinkler ein Ende zu setzen.
    Wie wäre es also mit der „Prinz Ernst-August“-Toilette, jetzt auch als Pavillon. Prince & fresh.

    Cut & go als Klo wird natürlich (wie sagt Loriot) „nicht gern genommen“. Aber wie wäre es mit shave & go? Der moderne Mann muß schließlich überall rasiert sein, auch an den intimsten Stellen, also machen wir das in einem Aufwasch.

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  4. Eine Kollegin vom Schalter ruft mich manchmal an, wenn sie eine Ablösung braucht, und sagt dann: „Ich muß mal zur 17“, das hat sie sich wohl aus den Kaufhäusern abgehört. Eigentlich bräuchte sie einfach nur „Ernst-August“ sagen … obwohl, das könnte ja auch bedeuten, daß gerade ein Kunde dabei ist, ihr mit seinem Schirm auf den Kopf zu hauen.

    Echt, muß der moderne Mann das? Die Welt wird immer komplizierter, oder? Da will man nur mal pinkeln gehen, und kommt mit einer Ganzkörperrasur wieder heraus. Ich glaube, ich zieh doch bald aufs Land.

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  5. Früher gab es doch das, daß die Kinder „Number one please“ sagen mußten, wenn sie „wee-wee“ mußten, in England jedenfalls. „Number two“ war dann das andere.
    Kaufhausansagen haben mich immer fasziniert. „18 bitte 3-4-0, 18 bitte!“ Vermutlich hieß das: „Bei Bettwäsche wird gerde eine Kundin tot umgefallen“ oder so.

    Ja, Rasur ist mittlerweile Pflicht. Das Kurioseste: Für den Film über die RAF mußten die Schauspieler „Schamhaartoupets“ tragen, denn alle waren rasiert. Nicht mal für den Film waren sie bereit, sich kurzzeitig das Schamhaar wachsen zu lassen. Vermutlich hatten sie das Gefühl, ihr Sexleben sei dann zu Ende.
    Und vor ein oder zwei Jahren las ich einem Frauenforum eine Diskussion darüber, daß viele ältere Frauen, die sich nicht rasieren, sich so schämen, wenn sie mal zum Gyn müssen, es ihnen aber auch anstrengend ist, sich extra nur deswegen zu rasieren usw..
    Ja, die Sorgen mancher Menschen möchte mal haben…Da wäre doch shave & go die Lösung. Vorher noch schnell auf’s Bahnhofsklo.

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  6. Hi Videbitis,

    tja… dem englischen sei Dank… 😉
    Also sinnig finde ich das auch nicht.

    Obwohl, zum Grübeln regt es ja schon an und die Polizisten müssen ja auch sonste was gedacht haben… :))

    LG mosi

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  7. Glaub ich sofort. Da kriegt das von Jack Nicholson in „Besser geht’s nicht“ verwendete „ihr könnt mir mal den Schritt schamponieren“ doch richtig Bedeutung.

    Werbespruch Früher: „Waschen und legen“, heute: „waschen und stehen“.

    (Gott, was ham die beiden Ollen da für Themen!)

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