Willkommen, neue Studierende!

Überall in der Stadt wird man derzeit aufgefordert, jungen Studierenden ein Zuhause zu ermöglichen. Das kann doch nicht so schwer sein, man stellt einfach irgendwo einen Pappkarton auf und läßt sie da schlafen. Dafür kassiert man dann 300 bis 400 Euro pro Monat. Und wenn sie schmutzen oder laut sind, schmeißt man sie eben wieder raus.

Auf die 4.600 zur Verfügung stehenden Kleinstwohnungen in Stundentenwohnheimen kommen jedes Jahr knapp 10.000 Bewerber, und in diesem Jahr rechnet man sogar mit einem Zuwachs von 25 Prozent, denn im Sommer stürmen die doppelten Abiturjahrgänge an die Unis, also die letzten Abiturienten, die nach der 13. Klasse abgehen plus die ersten, die schon mit der 12. Klasse „reif“ sind. Schon im September des letzten Jahres sprach Oberbürgermeister Roters von einer nötigen „Wohnraumoffensive“. Ob damit lediglich dieser Appell an die Bevölkerung gemeint ist – keine Ahnung. Stadt, Land, Bund, Studentenwerk – alle schieben sich gegenseitig die Schuld zu, daß nichts Richtiges passiert ist. Immerhin soll das Land nun 50 Mio. Euro locker gemacht haben für zusätzliche Studentenwohnheime – was meint ihr, ob die bis zum Sommer fertig werden?

Währenddessen steigen auf dem Wohnungsmarkt die Preise. Wo es früher oft noch hieß: „Keine Wohngemeinschaften!“, weil man sich keine Politchaoten ins Haus holen wollte, die nie den Flur fegen, ist diese Wohnform für viele Vermieter heute eher reizvoll als die Vorstellung von jungen Familien mit ihren schreienden Kindern: Dabei wird die Wohnung allerdings nicht mehr komplett an eine WG vermietet, sondern jedes Zimmer einzeln, die Wohngemeinschaft ensteht so eher aus Zufall – und erwirtschaftet viel mehr Mieteinnahmen, da jeder Bewohner einzeln abkassiert wird.

0 Gedanken zu “Willkommen, neue Studierende!

  1. …zu meiner Zeit und an meinem Ort gab es billige Studentenwohnheime…Mehrbettzimmer allerdings, mit Dusche und Küche und Studienräumen…für 8 (acht) Mark den Monat…völlig okay und für jeden bezahlbar…was ist seit dem nur passiert?

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  2. Ein entfesselter Markt, bar jeder ethischer Hemmungen oder Erwägungungen, und Politiker, die das unterstützen oder denen das vollkommen egal ist oder die davon heillos überfordert sind.

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  3. Pervers! Bloß nicht noch mal jung sein!
    Ich wünsche der Stadt Köln (und allen anderen Mietwucherstädten) Wagenburgen, die wie Pilze aus dem Boden schießen, damit sie endlich begreifen, daß dringend was getan werden muß!

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  4. Muß man politisch sein, um in einer Wagenburg zu leben?
    Ok, aber ich weiß, was du meinst. Das sind diese verwöhnten jungen Leute! („Zu meiner Zeit…“)
    Ach ja, das waren noch Zeiten, als Student sein gleichgesetzt wurde mit langhaarig, politisch aktiv (natürlich links), gegen den Krieg sein, neue Ideen haben, alternative Lebensweisen ausprobieren….
    Aber irgendwie auch ne Scheiß-Zeit, stehste irgendwo an der falschen Ecke, wirste direkt hopp genommen, vielleicht auch erschossen…

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  5. Politisch im weistesten Sinn – wer sich bewußt für eine andere Lebensweise entscheidet als für die gesellschaftlich konforme, handelt politisch.
    Verwöhnt sind viele auch, das stimmt, aber vielen fehlt auch einfach die Zeit dafür: Das Bachelor-Studium ist so verschult, daß sie gar nicht erst auf irgendwelche alternativen Ideen kommen. Das hätte man sich nicht besser ausdenken können, um funktionierende Leistungsträger heranzuziehen.

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