Fronleichnam

Gestern war in NRW ein Feiertag, Fronleichnam. Die katholische Kirche feiert die Transsubstantiation, also die Verwandlung von pappigem Brot und billigem Prädikats- Wein in den Leib und das Blut der Gründungfigur ihrer Religion, was dann beides mit Ehrerbietung verzehrt wird. Die Katholen bestehen darauf, daß das nicht etwa nur symbolisch gemeint sei, nein, die Verwandlung ist eine echte, und wer das nicht glaubt, tja, der … äh, weiß auch nicht, fliegt raus oder so. Himmel, wer denkt sich ein solches Zeug aus? Jedenfalls wird das alles mit unglaublichem Aufwand gefeiert, ein Stück des verwandelten Brotes wird in einem kostbaren Gefäß, der sogenannten Monstranz, unter einem Baldachin, der von vier Leuten gehalten wird, durch die Gegend getragen, und alle laufen hinterher. Da hat man natürlich keine Zeit, sich um die notleidenden Schäfchen zu kümmern, die direkt vor der Türe liegen.

0 Gedanken zu “Fronleichnam

  1. Das „happy kadaver“-Zeremoniell ist schon sehr eigenwillig, ich finde es sogar ziemlich monströs, deshalb wohl die Monstranz, und erst seit ich etwas älter bin, beginne ich darüber nachzudenken. Ich glaube, ich sollte wirklich mal versuchen zu ergründen, warum die Katholiken den wirklichen Leib Christi essen sollten, was steckt dahinter und aus welcher Ecke kommt ein für mich so abstruses Gebaren.
    Na, schau’n wir mal, Hauptsache es ist Feiertag und die NRWs kommen in Niedersachsen zum Einkaufen, und das ist gut so.
    🙂

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  2. Ja, der reinste Budenzauber, der aber gar nicht funktioniert. Für alle Nichtkatholen muß man vielleicht noch dazu sagen, daß das Brot auch nach der Umwandlung nach Brot, der Wein auch weiterhin nach Wein schmeckt, es braucht also keiner zu befürchten, plötzlich auf einem Stück rohen Menschenfleisch herumkauen zu müssen, das man mit echtem Blut nachspült – was für eine widerliche Vorstellung. Die Pfaffen behaupten das bloß, und alle, die Angst haben, aus dem Verein rauszufliegen, tun so, als würden sie nichts merken.
    Nee, da lese ich lieber Andersens Märchen, „Des Kaisers neue Kleider“ zum Beispiel.

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  3. Ich habe mich vorher vergewissert, daß es sich auf gar keinen Fall um jemanden handelt, der sich verletzt hat oder in Ohnmacht gefallen ist. Nicht, daß Du denkst: Was für ein herzloser Fotograf. 😉

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  4. Wahrscheinlich hat er sich bei der Verkostung immer wieder hinten angestellt, um zu prüfen, ob es nun endlich nach Blut schmeckt – ein Opfer seiner eigenen Frömmigkeit also.

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  5. Geniales Bild!
    Religion ist Opium für’s Volk. Und Opium haut den Opi um, wußte schon der Sponti.

    Herrlich immer wieder bei der christlichen Kirche, wie sie alles, aber auch alles aus dem „Heidentum“, sprich also der vorchristlichen Glaubensweise übernommen hat und das für ihre Zwecke ummünzt.
    Ich hatte übrigens Happy Kadaver total verdrängt, bin schon zu lange im Osten. 😉 Aber ich muß sagen, gerade diese blöden Feiertage fehlen mir nicht. Ich hab’s immer als störend empfunden, daß einen Tag vor meinem Geburtstag keine Einkaufsmöglichkeit war. Dafür geht mir MeckPomm mit seinem Reformationstag auf den Sender, aber das ist immerhin 2 Tage vorher. (Ich vergeß den jedes Jahr.)

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  6. Danke! 🙂
    In einem Lohnarbeitsverhältnis weiß man die Feiertage zu schätzen, zusammen mit einem sogenannten Brückentag ergibt das einen Miniurlaub, und die absurden Begründungen – schiet drup, wenn sie unbedingt wollen … 😉
    Die Feier der regelmäßigen rituellen Verspeisung ihres Gründers ist allerdings besonders absurd. Wo hat man das in vorchristlicher Zeit schon gemacht?

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  7. Nirgendwo, das ist nur symbolisch, aber es ist das uralte Muster. SIE ist die Göttin, die immer da ist und in allem, die ewige Formwandlerin und er ist ihr Sohngeliebter, der König des Jahreslaufs. Im Winter als ihr Kind geboren, wächst er im Frühling mit den Pflanzen, im Sommer feiern sie ihre Vereinigung, im Herbst wird er rituell getötet, um eine gute Fruchtbarkeit zu verheißen. Der Korngott wird gesenst sozusagen. Im Herbst geht er durch die Unterwelt und im Winter kommt er verjüngt als ihr Sohn wieder zur Welt…ein ewiger Kreislauf.
    Jesus paßt da ganz genau rein. Geboren zur Wintersonnenwende, das Lamm Gottes usw…nur das Sterbedatum ist falsch. (Klar die Vereinigung usw, das hat man da lieber übersprungen!) Seltsam auch, daß sich Ostern ja nach den (Voll-)monden ausrichtet und das Fest nach der vorchristlichen Göttin Ostara benannt wurde mit all ihren Tributen: Ostereiern, Hasen, Lämmern usw..
    Es gibt weitere Götter, die sich an Bäumen „gekreuzigt“ haben oder wurden, etwa Odin oder Dumuzi.
    Dann denke an die Madonna mit Kind, die auf einer Mondsichel steht. Mich wundert es sowieso nicht, wie glühend das Christentum Maria verehrt. Da kommt eben alles durch.

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  8. Ja. Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen haben, aber in irgendeiner Kultur wurde das Blut der besiegten Feinde getrunken, um sich deren Stärke anzueignen. Uah – da möchte man kein Krieger sein, weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Aber das Blut vom eigenen Chef trinken, auf so einen Blödsinn kommen nur die Christen.

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  9. Ja, ich glaube, das gibt es in vielen Kulturen. Wenn man mal in Bücher reinliest wie „Der goldene Zweig“, man staunt, was es alles für Brauchtümer gibt! (Schrecklich kleingedruckt das Teil, aber lesenswert)

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  10. ich meine „was für ein foto“ in voller anerkennung und gehe einfach mal davon aus, dass du, wie wir alle, superfit im erstehilfeleisten bist (ähem) auch wenn die szene wahrscheinlich eher einen traurigen hintergrund hat, war sie sicher mal wieder ein glücksfund für den fotografen — was man da so alles rauslesen kann —-

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  11. Erstehilfe? Weiß ich genau, wie die geht: 110 ins Handy tippen und auf den Sani warten. 😉
    Neinnein, ich weiß schon, wie Du es gemeint hast. Mir selbst kam plötzlich der Gedanke, man könnte mich für einen dieser fiesen Fotografen halten, die schon an den 1. Preis des World-Press-Fotowettbewerbs denken, wenn sie schreckliche Dinge fotografieren, während sie doch gleichzeitig helfen könnten.

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