Aachener Weiher

Was da so schön silbrig glänzt im Gegenlicht, ist nicht etwa die durch Wind gekräuselte Wasseroberfläche des Aachener Weihers im Kölner Grüngurtel, nein, die Oberfläche wird von unten „aufgerauht“ – durch Algen. Das weckt böse Erinnerungen an 2010, als das Gewässer kippte, zig Fische, Enten und Schwäne vergifteten sich und starben an Botulinumtoxin, einem Nervengift, das sich im vermodernden Grund des Weihers gebildet hatte.

Im Grünflächenamt war man lange Zeit ratlos, schließlich ist der Weiher erst knapp 90 Jahre alt, wie soll man da Erfahrungen sammeln, und dann kam auch noch das Wochenende dazwischen, da konnte man nichts machen. Nachdem die meisten Tiere tot und die Aufregung groß war, installierte man zwei Fontänen, da irgendjemand herausgefunden hatte, daß Bewegung und Filterung gut gegen Verschmutzung ist, und im letzten Jahr hat man einen Algenmäher beauftrag, das Gewässer mit einer Spezialmaschine zu säubern. Aber jetzt steht Pfingsten vor der Tür, die Urlaubszeit beginnt – oh je, mir schwant Böses. Ob ich mal anrufen sollte beim Grünflächenamt?

0 Gedanken zu “Aachener Weiher

  1. Ah – man hat schnell reagiert auf meinen Blogeintrag, die „Kölnische Rundschau“ schreibt in ihrer heutigen Ausgabe:

    „Kalendarisch betrachtet ist der Sommer noch fern, und allzu viele heiße Tage haben die Meteorologen in diesem Frühling noch nicht protokolliert. Dennoch haben sich in den vergangenen Wochen die Blüten und Blätter des Krausen Laichkrauts wie ein Teppich über den Aachener Weiher gelegt. Etwa Dreiviertel der Wasserfläche sind zugewuchert. „Wir beobachten das und werden die Pflanzen bei Bedarf abmähen lassen“, sagt Dr. Joachim Bauer, Abteilungsleiter im Grünflächenamt. Mit dem Verleiher eines Mähbootes habe die Stadt bereits Kontakt aufgenommen.“

    In dem gleichen Artikel steht allerdings auch, daß fast alle Teiche und Tümpel im Stadtgebiet saniert werden müßten, weil man das jahrelang hat schleifenlassen. Und das geht in die Millionen – die man nicht hat.

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  2. Dabei ist das Bild so schön, das Schwanenpaar.

    *räusper* *gelehrtenton anknips*
    In der genialen Fotokunst des V. sehen wir die Kritik an der Unsicherheit, die moderne Beziehungen mit sich bringen. Glauben wir doch am Anfang einer Liebe, daß wir auf silbrig-schimmernden Mondscheinteichen dahin gleiten, so spüren wir doch irgendwann, wenn der Schleier des ersten Rauschen verweht ist, daß der Moder der verdrängten Emotionen (beim Manne: Eifersucht auf den Vater, Wunsch, die Mutter zu begehren oder gar zu begatten, gleichzeitig einschießende Schuldkomplexe, Gefühl der Unzulänglichkeit im Hinblick auf Potenz und Kommunikationsfähigkeit, Druck, Angst, Streß, Burnout….) hochsteigt und unser Glück zu bedrohen scheint.
    Dann muß das Grünflächenamt der (noch) gesunden Anteile unserer Psyche alarmiert werden, damit durch Therapie (notfalls auch medikamentös) der Algenschlick unserer alten Ängste und Verdrängungen beseitigt wird….

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  3. Ah ja, verstehe – deswegen also *räusper* … aber daß sich die Mitarbeiter des Grünflächenamts darüber beratschlagen sollen, daß ich meine Mutter begatten will, gefällt mir irgendwie nicht. Auf die Leute ist doch kein Verlaß, was besondern mit Hinblick auf die Potenz fatale Folgen haben kann. Das Glück in glückfernen Zeiten – in den Händen von städtischen Gärtnern?
    Einen Aspekt möchte ich noch ergänzen: Schon in der Bibel (Korinthen, Kapitel 5, Vers 2) steht: „Bevor der Schwan dreimal gekräht hat, werdet ihr wissen, daß man Geld nicht essen kann!“ Das Bild ist ein eindeutiger Hinweis auf die zunehmend katastrophale Entwicklung der weltweiten Erzeugung von Nahrungsmitteln – und die Lösung des Problems: Algen! – deren Bedeutung noch unter der Oberfläche (!!) des Bewußtseins schlummert. Algenbraten mit Algengemüse, dazu eine Soße aus den feinsten Blättern des Krausen Laichkrauts wird hoffentlich, bevor der letzte Schwan seinen Todesgesang ausgestoßen hat, die Mittagstische der Welt bereichern.

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  4. So’n Mist, da habe ich schon einen anderen Kurs: „Der Urschrei im pränatalen Kontext: Big-Bang-Theorie und Uteruserfahrung“, bei Frau Prof. Dr. Krause-Laich. Mit Ãœbungen, toll. Zur Grünalge gehe ich ein anderes Mal.

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  5. Kein Problem. Klingt aber toll, was du dir da ausgeguckt hast. Mein Pfingstwochenende wird lang! Denn ich will auch noch zu: „Silberwasser- Du bist dein eigener Schwan“ und „Es gibt keinen Teich- nur atmen.“, das letztere brauche ich zur Entspannung, aber ich weiß nicht, ob es wirklich was taugt. Es wird vom Grünflächenamt veranstaltet. Leitung: Dr. Kescher. (Auf dem Plakat stand: „Botulinumtoxin wünscht Ihnen ein erholsames Wochenende!“, meinst du, das hat irgendwas damit zu tun?!)

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  6. Och, das kennt man doch auch als Botox, das spritzen sich reiche Leite unter die Haut, kann also nichts Schlechtes sein.
    Wie ich Dich beneide! Atmen!! Das möchte ich auch mal wieder. „Wie ein Silberfisch im Klo: Fremdsein als Chance“ hatte ich mir noch ausgeguckt, aber der war schon ausgebucht, da wollen immer alle hin. „Auf Wasser wandeln: Die geheime Kraft der Algenmacht ODER Jesus auf dem Algenteppich“ hätte mich noch interessiert, aber da wäre ich der einzige gewesen.

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  7. Wußtest du übrigens, daß ich beim Laichcatchen den grünen Gürtel bekommen habe?
    Wenn ich jetzt noch die Algenmäh-Meisterschaften gewinne, dann kriege ich den silbernen Schwan als Pokal, sozusagen höhere Weihenr. Die Konkurrenz ist allerdings hart.

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