Herr Roters

Das ist der Herr Roters, dessen Abbild zur Zeit auf vielen, vielen Plakaten im öffentlichen Raum zu sehen ist. Der Herr Roters ist so sympathisch, das glaubt man kaum. Wenn der Herr Roters z.B. Versicherungsvertreter wäre, könnte er wahrscheinlich alles verkaufen, einem Eskimo eine Brandschutzversicherung für sein Iglu, oder einem Odachlosen eine Hausratversicherung. Nun hat der Herr Roters schon viel gemacht, aber Versicherungsvertreter war er bisher noch nicht. Z.B. war er schon mal Polizeipräsident in Köln, obwohl er gar nicht in Köln geboren wurde. Das ist seltsam, aber er ist in der SPD, das hilft vermutlich ein bißchen. Danach war der Herr Roters sogar Regierungspräsident, ein mächtiges Amt.

Sein Vorgänger in diesem Amt, Franz-Josef Antwerpes, sagte über seine Gegner – auch im Fernsehinterview – gern Sätze wie: „Das sind so große Arschlöcher, da kann man mit einem LKW reinfahren!“ So etwas käme dem Herrn Roters niemals über die Lippen. Und wahrscheinlich genau deswegen ist der Herr Roters inzwischen Oberbürgermeister der Stadt. Und nun hat er ein Buch geschrieben, auf das er total stolz ist, und das er allen Bürgern verkaufen will. Naja, gut – er hat es nicht selbst geschrieben, es ist auch kein Buch, sondern eher eine Broschüre, und erstmal wird diese Broschüre allen Haushalten kostenlos in den Briefkasten gesteckt. Das macht der Herr Roters natürlich auch nicht selbst, aber stellvertretend für alle anderen nimmt er die Dankbarkeit der Bürger entgegen.

Es handelt sich um den neuen Abfallkalender der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln, kurz AWB, in dem auch der Winterdienst geregelt, nein, vorgestellt wird. Im letzten Winter hat das gar nicht gut geklappt: Straßen wurden gar nicht oder erst sehr spät geräumt, Bus- und Straßenbahnhaltestellen waren vereist, so daß sich jede Menge Leute hinlegten und sich irgendwas brachen. Gut, das war nun eine völlig neue Erfahrung für den Herrn Roters und die AWB, daß es im Winter kalt werden und Schnee fallen kann. Aber in diesem Jahr wird alles anders! Und weil der Herr Roters sich so darüber freut, überreicht er höchstpersönlich, jedenfalls im übertragenen Sinne, auf dem Plakat allen seinen Bürgern sein Werk!

Die Kalender und Plakate mit dem Herrn Roters waren jetzt nicht so teuer, in anderen Ländern werden für Könige ganz andere Summen ausgegeben. Aber der runderneuerte Winterdienst kostet natürlich so einiges, deswegen hat der Herr Roters zusammen mit seiner Partei eine Grundsteuererhöhung von 3 Prozent beschlossen, jeder, der irgendwo in der Stadt wohnt, muß die zahlen. Das steht jetzt nicht auf dem Plakat, wahrscheinlich reine Bescheidenheit. Besonders freuen sich die Bürger, deren Straßen noch nie geräumt wurden und bei denen das auch in Zukunft so sein wird. Die allgemeine Räumpflicht der Gehwege für die jeweiligen Anwohner entfällt natürlich auch nicht. Und was ist eigentlich, wenn es gar nicht schneit oder eisregnet, werden die zusätzlichen Steuern dann zurückgegeben? Na, ratet mal. Selbst wenn der Herr Roters verschmitzt lächelt – ungeheuer sympathisch, der Mann, der könnte einem sonstwas verkaufen.

0 Gedanken zu “Herr Roters

  1. …schau mal, vielleicht bietet eine Gesetzeslücke die Gelegenheit, den Anspruch geltend zu machen…oder wenigstens eine Entschädigung in Form einer Reise in ein verlässliches Schneegebiet zum Beispiel…das hätte den Vorteil für die Stadt, dass sie bei abwesenden Bewohnern auch nicht räumen müssten, sollte es unerwartet doch schneien…

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  2. Ich habe heute einen Hund kennengelernt, der das gesellschaftlich relevanteste Kunststückchen drauf hat, das so ein Hund nur draufhaben kann: er knurrt jedes Mal, wenn irgend jemand das Wort „Politik“ sagt. Finde ich großartig und versuche gerade meinen Fellnasen beizubringen, dass sie das in irgendeinem kätzischen Äquvivalent gefälligst auch zu lernen haben. Der Hund jedenfalls hätte an dem Herrn Roters und seinesgleichen seine helle Freude.

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  3. Wenn Du Deinen Katzen das Bellen beibringst, wäre das an sich schon aufsehenerregend. Wenn sie dann dazu nur bellen, sobald jemand Quatsch redet – sensationell. Gut, fernsehen könntest Du dann natürlich nicht mehr, das ständige Gebell wäre ja nicht zu ertragen.

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  4. Das ist ja mal ein schönes Porträt deines Oberbürgermeisters. Es ist wohl so, dass Herr Roters mal einen neuen Anzug braucht. Der auf dem Plakat tut ja in den Augen weh. Dann darf er natürlich auch die Grundsteuer erhöhen, schließlich bekleidet er ein öffentliches Amt, steht quasi im Rampenlicht als Sympathieträger – für alle Bürger Kölns.

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  5. Schön wäre auch gewesen, wenn er einen orangenen Müllmannoverall getragen hätte, augenzwinkernd verbunden mit dem positiven Slogan: „Ich räume den Haushalt auf – mit euerem Geld!“ Ich bin sicher, das hätten nicht wenige gut gefunden, allerdings ohne zu verstehen, was das heißt.

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