Butoh Tanztheater

Das ist der Butoh-Tänzer Ken Mai. Butoh entwickelte sich in den 60er Jahren in Japan, unter anderem als Protest gegen die Amerikanisierung der japanischen Kultur. Es handelt sich dabei um einen Ausdruckstanz, dessen Formen ihren Ursprung im deutschen Ausdruckstanz der 20er Jahre, im japanischen Nō und Kabuki haben (beides traditionelle japanische Theaterformen). Der Tänzer Ken Mai bewegte sich zur Musik (Bach, elektronische Musik und Björk), meist recht dramatisch, grimassierte und gab schrille Töne von sich, durchschritt den ganzen Raum oder tanzte auf der Stelle, so nah, daß man ihn hätte anfassen können. Fast 30 Minuten hielt er das durch, immer in Bewegung und alle Muskeln angespannt, das muß anstrengend sein. Sehr beeindruckend war es auf jeden Fall, ich habe mich kein Stück gelangweilt.

0 Gedanken zu “Butoh Tanztheater

  1. Ah – da hat einer den richtigen Riecher. Es gibt ein paar Amateurclips, aber alle von nicht besonders guter Qualität, deswegen habe ich keinen hierher verlinkt. Aber für einen Eindruck reichen sie vielleicht.

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  2. Sehr interessanter Typ.
    Ich habe ohnehin ne Schwäche für Tunten, Transen, Hermaphroditen :>>
    Aber Scherz beiseite. Japanische Kultur ist immer interessant. Und das ist es auch, was mir hier auf dem Lande manchmal fehlt, die Möglichkeit spontan abgefahrene Performances zu sehen oder an etwas teilzuhaben, das die Norm sprengt.
    Allerdings muß ich sagen, auch Kraniche haben immer wieder was von Tänzern. Und Störche auch. 😉

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  3. Genau. Und Kraniche sind ja auch irgendwie japanisch … ich weiß gar nicht, wie ich darauf komme … vielleicht deswegen: „In Japan ist der Kranich ein Symbol des Glücks der Langlebigkeit. Nach alter japanischer Legende bekommt derjenige, der 1000 Origami-Kraniche faltet, von den Göttern einen Wunsch erfüllt.“ (wikipedia)

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  4. Kraniche sind zutiefst japanisch. Bei JAL ist doch auch ein Kranich drauf, wenn ich mich nicht irre.

    Erinnerst du dich an unsere beiden Kunstkritiker, die mit dem Hund vor’m Wasserfall?
    Sie würde jetzt sagen: „Du, Kraniche sind für mich so butohesk, wenn du verstehst, was ich meine….“
    Er: „Absolut, meine Liebe, sie tragen den Geist der Langlebigkeit mit geradezu kabukianischer Eleganz in die unendlichen Weiten des Nō!“

    („Das Nō- unendliche Weiten! Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Kranich….“)

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  5. ähh – da hatte er noch gar nicht angefangen, als er da so saß, aber vielleicht innerlich schon :). Während des Tanzes hat er keine Gefühlsregung, die es gibt, ausgelassen, insofern hast Du schon recht.

    Regen im Süden? Hier ist’s noch trocken, nur stürmisch.

    LG

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  6. Aufgepaßt, Zeigefinger nach oben: „Und vergiß nicht die politische Dimension: Wie Origami-Kraniche sind die Proletarier dieser Welt zusammengefaltet und klein gehalten worden, bevor sie sich aus den Zwängen der Nō-Konventionen befreien konnten und butohgleich der Bandbreite ihrer seit Jahrtausenden geknechteten Seelen Raum geben konnten! Langlebig sei die Revolution wie 1000 entfaltete Kraniche!“

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  7. Du sollest mein Lachen hören! Es wackeln die Wände! :))
    Super! *tränenwisch* Das ist Göttlich!

    „Vergiß aber bitte nicht den Frauenaspekt! So wie unser aller Lieblings-Avantgarde-Japanerin Yoko Ono sich damals über die von Publikumshand geführte Schere aus ihrem (John)Cage befreit hat, so müssen Frauen sich täglich NEU befreien, um sich kranichgleich der allgegenwärtigen Amaterasu entgegen zu schwingen, auch wenn unsere Füße noch in Getas stecken und unsere Männer ‚Nō‘ sagen!“

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  8. „Du hast völlig recht. Aber vergiß bitte nicht: Die in der subtilen Erotik des Ausdrucks versteckte sublimierte Sexualität präfiguriert UND entlarvt die Langlebigkeit des analen Charakters der – und die frühkindlichen Bindung an die – patriarchal geprägte Tradition des Nō, besonders unter Berücksichtigung einer als Über-Ich empfundenen Amerikanisierung halb-domestizierter japanischer Wildvögel. Also jetzt summa summarum.“

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  9. „Ich fürchte, du hast recht. Weißt du, erst gestern sagte ich zu mir selbst: Ist nicht der Kranich und seine weiten Flügelfittichen das gerade zu unzweideutige Symbol für die Omnipräsenz des Mütterlichen, das den kleinen Jungen bereits vor der Adoleszenz dahin bringt, sich der wohltuenden Mehrdeutigkeit des Nōs hinzugeben? Ich meine, ich stelle dir selbstverständlich anheim dazu eigene Deutungen anzustellen, doch mir schien es geradezu offensichtlich, daß es sich um eine Flucht handelt. Der zum Manne gereifte Junge müßte seinen eigenen Inneren Kranich entwickeln, um ganz seine Freiheit zu erlangen, doch es scheitert schon beim ersten Versuch, DAS ist was für mich Butoh als solches darstellt: der verzweifelte Versuch, auf eigenen Schwingen zu fliegen…“

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  10. *lach*
    „Flucht und Verzweiflung! Das ist es. Ödipus, Phallusangst, aggressive Selbstbehauptung, liegt auf der Hand. Aber bedenke: Butoh ist ZUGLEICH die dialektische Überwindung, den die weibliche Verkleidung ist die Einsicht in die Notwendigkeit des Primats der Großen Mütterlichkeit, sprich: GÖTTIN! Ich sag nur: Alanis Morissette.“

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  11. „Jetzt, wo du’s sagst! Nun fügt sich alles zum Kreis. Es ist der Totemvogel der Amaterasu, der Kranich, einst stieg er aus dem Urgrunde des Nō, um sich mit der göttlichen Kraft des Höheren Selbstes im Menschen zu vereinigen! Doch dunkle Eigenschaften wie Gier, Abhängigkeit und Egoismus ließen ihn beinah in seiner Kraft erlahmen!
    Da entstand Butoh! Und fortan ist der Mensch in der Lage den Tanz des Göttlichen in sich selbst zu spüren.
    Weißt du, auch bei Nostradamus wurde er schon vorher gesagt, auch Steiner hat ihn in seinen Schriften erwähnt und hat man nicht neulich irgendwelche ägyptischen Tontafeln oder chinesische Schriftrollen, vielleicht auch afrikanische Papyrusbögen gefunden, auf denen der Kranich erwähnt wurde? Mir ist doch so, als wär mir was…Ich guck gleich mal nach, ob ich dazu nicht nen Workshop machen kann. Haben wir nächstes Wochenende schon was vor?“

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