Fort X im Hilde-Domin-Park

Als die Preußen 1815 die Regierungsgeschäfte Kölns übernahmen, war man sich natürlich nicht sicher, ob die wilden Franzosen auch ohne Napoleon nicht eines Tages wieder Eroberungsgelüste entwickeln würden. Also mußte ein Festungsring her. Rund um die Stadt wurden 14 Forts und zusätzlich kleinere Gebäude zur Gefahrenabwehr gebaut. Nachdem dann gut hundert Jahre später die Deutschen ihrerseits an einem brutalen Versuch der Landbesetzung gescheitert waren, forderte der Versailler Vertrag die Schleifung sämtlicher Anlagen. Das war eine kostspielige Angelegenheit, und so ließ man, mit Hinweis auf die historische Bedeutung, ein paar der Forts stehen.

Der Park inner- und außerhalb der Mauern von Fort X wurde 2008 nach der Dichterin Hilde Domin benannt, die ganz in der Nähe geborden wurde und aufwuchs, und dient heute friedlicheren Zwecken: Ein großer Kinderspielplatz lädt die Kinder des Viertels ein, deren Eltern in der Zwischenzeit einen Biergarten besuchen können, in dem auch Veranstaltungen laufen, und zu bestimmten Zeiten gibt es sogar eine Open-Air-Kinoleinwand. Leider ist im Oktober schon alles abgebaut.

Eine leicht versteckte Attraktion hebt dieses Fort von allen anderen ähnlichen Stätten ab: Durch einen kleinen Seiteneingang gelangt man zum hochgelegenen …

… Rosengarten. Man kann sich auf einer der vielen Bänke von der Sonne bescheinen lassen und staunen. Ich habe keine Ahnung von Pflanzen, hätte aber gedacht, die Zeit für Blumen (außer für Herbstpflanzen) sei bereits vorbei. Aber hier ist noch alles in voller Blüte.

So ist es zusätzlich einleuchtend, den Platz nach Hilde Domin zu benennen, denn ihr berühmtestes Gedicht heißt: Nur eine Rose als Stütze. Ich bin sicher, sie hätte sich darüber gefreut, daß ein Kriegsschauplatz, der zu einem Rosengarten geworden ist, ihren Namen trägt.

0 Gedanken zu “Fort X im Hilde-Domin-Park

  1. und dieses fazit gekrönt mit einer gelben rose — das passt klasse zu hilde domin, die ich vor ca. 20 (mannomann!) jahren einmal live erleben durfte. ja, auch ich bin mir sicher, dass sie das gemocht hätte, pazifistisch wie sie war. rosen sind wirklich erstaunlich, ich begegne auch immer noch täglich unterschiedlichen sorten und wundere mich, und einige von ihnen duften auch noch herrlich. dein eintrag macht wehmütig, denn dieser sommer war nicht groß ….

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  2. Nicht groß, aber auch nicht ganz schlecht, oder? Und die letzten Tage hätte ich so nicht erwartet.
    Komisch ist das, wenn man Sätze sagen kann wie: „Als ich vor 20 Jahren … oder sind es schon 30 …“ – kann doch eigentlich gar nicht sein, man hat noch im Ohr, wie die Großeltern das sagten.
    In einer Lesung?

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  3. in einem meiner früheren leben, (also wo großmuttern noch jung war ;)) habe ich zusammen mit mitstudentinnen ringvorlesungen mit akademikerinnen organsiert, und da luden wir auch mal hilde domin ein. sie war ein bisschen widerspenstig, aber sehr beeindruckend, und ich mag ihre gedichte sehr!

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